von JABE
In dieser Zeit hatte ich sehr wenig von meiner Mutter mitbekommen und nun hatte ich selbst das bisschen Mutter nicht mehr. Hier ist eines der fehlenden Puzzleteile zu finden, da ich vermute, dass ich zeitweise bei der Schwester meines Vaters, also bei meiner Tante vĂ€terlicherseits, in der folgenden Zeit untergekommen war. Mein Vater hatte zu dieser Zeit eine Tankstelle und war SelbststĂ€ndiger Tankwart mit eigener Kfz-Werkstatt. In der vĂ€terlichen Familie gab es nur noch Ă€ltere Schwestern, Ă€lter als mein Vater, somit waren sie im Alter Anfang 50. Ich bin mir aber nicht sicher, was dem Umstand geschuldet ist, dass ich mich an den Kontakt, zu diesem Teil meiner vĂ€terlichen Familie, ĂŒberhaupt nicht erinnern kann. Das kann aber auch an meiner Gesichtsblindheit liegen. Ich vermute durch meinen Asperger vergesse ich Gesichter, wenn ich diese nicht regelmĂ€Ăig sehe. Erst im Erwachsenenalter wurde mir diese Situation bewusst, weil ich das Familienstammbuch fĂŒr die Bundeswehr brauchte, dort befanden sich 2 Heiratsurkunden. Mit dem gröĂten Mut, den ich zusammenkratzen konnte, fragte ich meinen Vater, warum er meine Mutter, denn das zweite Mal geheiratet habe. Seine verĂ€rgerte Antwort lieĂ ihn behaupten, ich wĂ€re der Grund gewesen, da er mit mir allein nicht fertig wurde, ich hĂ€tte eine Mutter gebraucht. Mein Vater hatte einen bösen Spruch auf Lager, wenn es um seine Ursprungsfamilie ging. âFamilie darfst du haben, nur Böse musst du ihnen sein!â. Erst heute, in dem ich diese Zeilen hier schreibe, kann ich mir vorstellen, dass, nach einer gewissen Zeit, die Tanten dieses unerkannte vernachlĂ€ssigte Asperger-Kleinkind wie einen Skunk im Streichelzoo behandelt haben und dankend ablehnten, dieses schwierige Kind (Skunk) weiter zu beaufsichtigen. Das Scheidungsurteil mit den dazugehörigen Informationen, um das warum, fand ich erst 10 Jahre spĂ€ter, nach dem Tod meines Vaters. Danach verblieb nur noch meine Mutter, die ich fragen konnte. Weitere 12 Jahre habe ich es versucht eine Antwort von meiner Mutter zu bekommen, um das fehlende Puzzleteil zu ersetzen. Leider hat sie diese Antwort mit in den Tod genommen. So blieb mir nichts anderes ĂŒber als zu rechnen. Zwischen meiner Geburt und der zweiten Ehe meiner Eltern lagen knapp 5 Jahre. Einfache Rechnung: Datum Scheidungseinreichung â Check. Geburt meines Bruders â Check. Minus 1 Monat wieder anbĂ€ndeln – 9 Monate schwanger = – 10 Monate â Check.  Mit dem einen oder zweiten Monat plus/minus konnte ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit festhalten, dass ich in den ca. 4 Jahren nur einen sehr geringen mĂŒtterlichen Kontakt hatte. Diesen Umstand quittierte ich mit einem aufsĂ€ssigen Schreien und mit meinem unkooperativenen Verhalten, um es vorsichtig auszudrĂŒcken. Welcher Anteil meine unerkannte Asperger Störung bei dem Ganzen hatte, kann ich nicht beurteilen. Was nicht ohne Konsequenzen fĂŒr meinen Körper, Seele und Entwicklung blieb. Körperlich hatte ich mir in den Unwirren der ersten Ehe meiner Eltern einen Leistenbruch rechts geschrien. Auf die Frage, wie das passieren konnte, war ich das selbst schuld, ich war eben ein schwieriges Kind. Aber hier waren schon die ersten Anzeichen meiner Asperger Störung zu erkennen. Allerdings war die Asperger Störung zwar schon entdeckt, aber bereits wieder in Vergessenheit geraten.
© JABE 2024-11-26