Der unbekannte Bruder

Leonie Reichel

von Leonie Reichel

Story
Himmel 2023

Mir wurde immer und immer kälter und die vielen verzweifelten Schreie und Stimmen um mich herum wurden immer leiser bis sie schließlich verstummten. Alles wurde schwarz und dann doch wieder ganz hell. Mir war wieder total warm und es war das aller erste Mal dass ich absolut nichts fühlte. Nichts. Keine Freude und auch keine Trauer. Nicht einmal Angst. Es war eben, wie es war. So eine Art der Gleichgültigkeit hatte ich noch nie in meinem Leben empfunden. Erst an diesem Punkt dachte ich ernsthaft darüber nach, was überhaupt gerade passierte. Ich erkannte nicht wo ich war und auch nicht wo ich her kam und wie ich hier her kam. Es war hell aber nicht zu hell. Kein weißer Raum sondern mehr als würde man bei einem Sonnenuntergang mitten im Himmel stehen. Orange/gelbes Sonnenlicht überall und eine gewisse, sehr angenehme Wärme. Krampfhaft versuchte ich mich daran zu erinnern was passiert ist. Auf einmal tauchte aus dem Nichts eine Wolke auf. Sie sprach zu mir, mit einer Stimme die sehr beruhigend war. „Du brauchst keine Angst haben. Hier ist es sicher und ich werde dir gleich alles erklären. Komm aber erstmal mit mir mit“ sprach die komische Wolke. Ich zweifelte ob ich ihr folgen sollte oder nicht. Letztendlich überkam mich jedoch die Neugierde. „Wer…bist du?“ frage ich. „Na ich bin dein Bruder.“ antwortete die Wolke auf eine Weise als wäre die Antwort selbstverständlich. Mit viel Unsicherheit konnte ich gerade noch antworten : „Aber ich habe gar keinen Bruder.“ In meinem Unterbewusstsein setzte sich anhand seiner Stimme und der Art wie er sprach ein Bild zusammen, wie er wohl aussehen könnte. Sobald dieses Bild vollendet war, wurde aus der geheimnisvollen Wolke genau der Mensch, den ich mir im Unterbewusstsein zusammen gebastelt habe. Er hatte lange, braune, lockige Haare die er zu einem Dutt zusammen gebunden hat . In seinem Gesicht sah man seine braunen Augen und ein liebevolles Lächeln auf seinen Lippen. Er war nicht viel größer als ich. Seine Kleidung bestand aus einer kurzen hellblauen Jeans, einem weißen T-Shirt mit Flügeln und weißen Turnschuhen. Ich kann es nicht genau erklären wieso, aber die Art wie er sprach erweckte in mir eine Ruhe, nach der ich mich schon immer gesehnt hatte. Je länger ich ihn ansah desto bekannter kam er mir vor. Dennoch konnte ich einfach nicht zuordnen woher ich ihn kannte und ob ich ihn überhaupt kannte und nur mit jemanden verwechsle. Ich muss ihn so komisch angeguckt haben dass er anfangen musste mit lachen. Er streckte mir seine Hand aus „Ist schon gut. Möchtest du jetzt mit mir mitkommen?“ Ich griff also nach seiner Hand und folgte ihm wortlos. Vor allem, weil ich kein einziges Wort mehr heraus bekam da ich immernoch in meinen Gedanken versunken war. In der Zeit, in der ich versuchte zu begreifen was gerade passiert, bemerkte ich gar nicht, dass sich der Boden auf dem wir liefen, sich zunehmend weicher anfühlte. Als ich nach unten sah, bemerkte ich dass wir auf Wolken liefen. Einige Minuten später waren wir an einem kleinen Häuschen angekommen. Mich ließ das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte oder dass es irgendeinen Hacken an dieser ganzen Schönheit geben musste. Wie sich herausstellte , hatte ich mit dieser Vermutung nicht unrecht……

© Leonie Reichel 2023-06-23

Genres
Romane & Erzählungen, Spiritualität
Stimmung
Abenteuerlich, Unbeschwert, Mysteriös