Der verflixte Dreisatz

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von Aroundtheworld

Story

Schon von Beginn an war Mathematik für mich eine Leichtigkeit. Sobald ich eine Matheaufgabe sehe, sehe ich die Lösung. Es war daher kein Wunder, dass ich öfter darum gebeten wurde, Nachhilfe in Mathematik zu geben. Häufig schien das Problem einfach an der Kommunikation zu liegen. Einige Lehrer scheinen nur einen Weg zu haben, um Aufgaben erklären zu können. Sie vergessen, dass jeder Mensch anders ist und anders lernt.

Da für mich die Aufgaben immer sehr leicht waren, habe ich häufig nicht wirklich die Erklärungen der Lehrer wirklich beachtet und sie mir schon gar nicht gemerkt. Als ich Nachhilfe gab, musste ich mir daher selber Erklärungen einfallen lassen. Im Gegensatz zu einem normalen Unterricht hatte ich aber nur ein/e Schüler/in vor mir sitzen und konnte so immer wieder nachfragen, ob das Erklärte wirklich verstanden wurde. Wenn dies nicht der Fall war, versuchte ich es mit einem neuen Ansatz.

Eine Herausforderung bei einer Nachhilfeschülerin stellte jedoch der Dreisatz dar. Was für mich eines der einfachsten Sachen war, wollte einfach nicht bei meiner Nachhilfeschülerin ankommen. Immer wieder versuchte ich ihr zu erklären, wie der Dreisatz funktionierte, doch ich hatte keinen Erfolg. Gerade, als wir uns darauf einigten, dass sie für die Klassenarbeit stumpf auswendig lernen sollte, wie es geht, fragte sie mich:

„Wozu brauche ich denn so etwas überhaupt?“

Da fiel bei mir der Groschen. Die Aufgaben aus den Mathebüchern und auch die, die ich mir ausgedacht habe, bezogen sich auf Dinge, die ein junger Mensch nicht braucht. Häufig waren es Angaben zum Backen, z. Bsp. Für einen Kuchen benötigt man 500 g Mehl, wenn man nicht so viele Gäste erwartete und daher einen kleinen Kuchen von ¼ der Menge backen möchte. Wie viel Mehl benötigt man.

Kurzerhand stellte ich eine Aufgabe, von der ich hoffte, sie würde meiner Nachhilfeschülerin den praktischen Nutzen des Dreisatzes aufzeigen:

„Nehmen wir an, du gehst shoppen. Es ist Sommerschlussverkauf. Du siehst eine Hose, die dir gefällt. Sie kostet normalerweise 29,99 Euro. Jetzt ist sie um 30 % reduziert. Du musst also nur 70 % des normalen Kaufpreises zahlen. Wie viel wäre das.“

Ungläubig schaut mich meine Nachhilfeschülerin an. Dann beginnt sie zu schreiben und sagt:

„Wenn 100 % 29,99 Euro sind, dann ist 1 % 29,99 Euro geteilt durch 100 und 70 % sind dann 29,99 Euro geteilt durch 100 mal 70. Also 20,993 Euro.“

Nun war auch bei ihr der Groschen gefallen. Sie brauchte nur einen für sie verständlichen Anwendungsbereich, danach war der Dreisatz bei keiner der Aufgaben mehr ein Problem.

So einfach kann es sein, wenn man nur die richtigen Fragen stellt.

© Aroundtheworld 2021-03-12

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