Der verlorene Ring

Vor fast zehn Jahren ersetzte ich den Ring an meiner linken Hand gegen einen Ring mit Gravur eines VW Käfers, den ich immer trage, außer beim Schwimmen. Nun bemerkte ich gleich beim Grillen nach der Ankunft beim Festival, dass er mir immer vom Finger rutschte und ich beschloss, dass ich ihn lieber sicher aufbewahren sollte. So groß war die Angst, dass er mir beim Springen und Tanzen in der Menge verloren ging. Zwar war es möglich, ihn zu ersetzen, doch nach all den Jahren hing mein Herz an ihm, also wanderte er in die Besteckschublade unseres Busses.

Als wir am Samstag die ersten Müllsäcke gegen die 10,00 Euro Prämie tauschen wollten (gut, wir mussten uns Müll ausleihen, denn wer produziert schon so viel Müll, dass jeder von uns einen Müllsack zu 75% vollbekommt), mussten wir vom Ende eines großen Müllcontainers unsere Müllsäcke an das andere Ende des Containers werfen, da dieser erst zu ca. ¼ befüllt war. Vor uns war noch ein Pärchen und sie warf gerade ihren Sack als auf einmal ein „Oh nein, mein Ring“ ertönte. Ihr verzweifelter Gesichtsausdruck sagte alles. Ihr Ring hatte sich mit dem Müllsack auf in den großen Container gemacht.

Verzweifelt sah sie ihren Begleiter an und sagte traurig zu ihm: „Das war der Ring deiner Mutter.“

„Darf ich suchen gehen?“ fragte sie die junge Frau, die neben dem Container stand und quasi die Aufsicht darüber führte, dass die Müllsäcke ordnungsgemäß in den Container geworfen wurden.

Während wir alle wenig Hoffnung hatten, dass sie ihn finden würde, hatte sie Glück, denn er hatte sich im Knoten ihres Müllsacks verfangen und so konnte sie ihn tatsächlich finden. Glücklich hüpfte sie aus dem Container und ich glaube, dass noch nie irgendjemand so glücklich in so einem dreckigen Müllcontainer war.

Noch überprüfe ich nach jedem Händewaschen, ob mein Ring noch da ist und erinnere mich daran, warum er nicht da ist, dann sehe die junge Frau vor mir und muss schmunzeln. Mein Ring jedenfalls wird weiterhin in Sicherheit bleiben, bis er wieder auf fest auf meinen Finger sitzt, damit ich nicht in eine solche Situation gerate.