von Sam_Edring
In den spĂ€ten 90er Jahren hatte ich das besondere GlĂŒck in einem landwirtschaftlichen Betrieb zu arbeiten. Wir pflegten und hegten Erdbeeren. Hier in der Umgebung von Wien, Niederösterreich und Burgenland gab es gesamt so ca 10 Felder.
SelbstpflĂŒcken war damals der Renner.
Kennengelernt hab ich das VergnĂŒgen ĂŒber das Feld in Frauenkirchen. Da verlor ich mich schon gerne mal in den unendlich scheinenden Reihen von ErdbeerstrĂ€uchern.
Dann war ich auf Jobsuche und die Mutter meiner damaligen Freundin, die Elisabeth, hatte den genialen Einfall, dass ich mich doch dort bewerben sollte.
Schnell war ein Kontakt zum Chef der Felder in der Umgebung hergestellt.
Ein stolzer Ungar. Er fragte oft nach der Meinung seiner Mitarbeiter, doch meistens nur um sie dann davon zu ĂŒberzeugen, dass was er so schafft das Richtige ist! Punkt! Stolzer Ungar und stolzer Löwe!
Mit schweren Traktoren durch die Felder zu pflĂŒgen war dann eine spannende Herausforderung fĂŒr den Sam.
Doch mein wahrer Job wurde dann das GieĂen der Erdbeerfelder.
Da gab es eine eigene Erfindung.
So wurde ich zum Wassermann! Der der den PflÀnzchen das wichtige Wasser brachte so fern es die Natur mit Regen ihnen verweigerte.
Es war jedoch nicht getan mit dem hinfahren zu den Feldern und die HÀhne aufzudrehen. Wie gesagt aufgeteilt auf Wien, Niederösterreich und Burgenland gab es 10 Felder. Ganz schöne Wege da rum zu kommen.
Viele Kilometer auf StraĂen mit dem LKW der dann bei der Erntezeit die Felder mit den nötigsten versorgte. Eine schöne Aufgabe, die VerkĂ€uferinnen schon mal zu unterhalten. Abzulenken von Erinnerungen an ungeduldige Kunden.
An so einem Abend, es war eine Vollmondnacht im Mai, durchstreifte ich gerade das Erdbeerfeld in Donnerskirchen um zu sehen, ob die Tröpfchenanlage auch gut funktioniert.
Es war so gegen Mitternacht. Ja das war damals nicht selten, arbeiten fast rund um die Uhr. DafĂŒr gabs ja den Winter zum erholen ;-)
Ich lauschte und sah nach oben in den Mondschein. Es war still, bis auf das leise GerÀusch des Wassers in den SchlÀuchen.
Ich war mir 100% sicher das ich ein leises „Dankeschön“ hörte.
„Was?“ ich drehte mich in alle Richtungen. Doch es war niemand in meiner Umgebung.
„Du spinnst jetzt schon ganz, bestimmt bist ĂŒberarbeitet.“ so versuchte ich mich zu beruhigen.
Ich setzte mich an den Rand des Feldes, lehnte mich an das Rad meines LKWs und rauchte mir eine Zigarette an.
Doch dieses GerĂ€usch, oder das FlĂŒstern „Dankeschön“ lieĂ mich nicht los.
Es war ein schönes GefĂŒhl. Trotzdem ich mir verrĂŒckt vorkam.
Trotzdem war es schön.
Ich sah auf die Uhr. Es war jetzt genau halb Eins. Also Geisterstunde!
Na super. Das kann ich niemanden erzĂ€hlen. Die halten mich bestimmt fĂŒr verrĂŒckt.
Pflanzen die reden. Erdbeeren die „Dankeschön“ flĂŒstern.
Klar das ich es trotzdem jeden erzÀhlt hab damals und alle mich angesehen haben als wÀre ich irre.
Klar auch das der stolze Ungar mir auf die Schulter klopfte und sagte:
„Siehst, hatte ich doch recht dir diesen Job zu geben!“
© Sam_Edring 2020-04-12