Der Wassertropfen Teil IV

MWagner

von MWagner

Story

„Mit diesen Worten schwiegen die beiden für eine Zeit und flossen den Fluss hinunter in ein anderes Land, nichtsahnend, dass sie auf dem Weg von jemandem begleitet wurden.“

In dem anderen Land war es sehr, sehr heiß und das Wasser schien immer bitterer und salziger zu werden. Der Wassertropfen und das Holzstück bewunderten die prächtige Natur in diesem Land und die hohen Wüstenberge. Es war schön und hässlich zugleich. Tod und Leben lagen in der Luft. Nicht weit von ihrem Ort hörten der Wassertropfen und das Holzstück am Ufer eine Frau klagen und weinen. Sie jammerte ganz fürchterlich. Ihre Schreie waren so voller Schmerz, dass den beiden Angst und Bange wurde. Sie schrie als fürchtete sie um ihr Leben. Der Wassertropfen und das Holzstück stoppten und betrachten die Frau. Sie hatte etwas Langes in ein weißes Tuch gewickeltes in der Hand. Sie hielt es ganz fest umklammert. Die Frau sah unfassbar traurig und unfassbar alt aus. Ihr Mund geöffnet, die Augen starr, als hätte sie bereits alle Tränen dieser Welt geweint und hatte nur noch Salz übrig. Im nächsten Moment fasste sich die Frau, sie nahm das weiße Tuch ab und der Wassertropfen und das Holzstück erschraken als sie sahen, was sich unter dem Tuch verbarg. Die Damen enthüllte ein Kind. Das Kind war leblos, jeder Atemhauch weggeweht. Die Haut blutverkrustet, die Kleidung voll Dreck und Staub. Sie legte das Kind am Ufer, auf dem Laken nieder. Sie zog langsam die Kleider vom Leib ab, schnitt die verkrustete Kleidung ab, nahm das Kind und wusch es im Fluss. Salz, Dreck, Staub und Blut vermischten sich mit dem Wasser. Das Wasser bewegte sich ganz langsam auf den Wassertropfen und das Holzstück zu. Der Wassertropfen erschrak beim Anblick des vielen Blutes. Er war starr vor Entsetzen und fassungslos, wie so etwas auf der Erde passieren konnte. Im letzten Moment zog ihn das Holzstück weg aus dem Rinnsal des Blutes, dass direkt auf sie zukam, dass der Wassertropfen für seine Mission keine Verunreinigung mitnehmen sollte.

„Wie kann so etwas passieren?“, fragte der Wassertropfen das Holzstück. „Weißt du Wassertropfen, nicht jeder auf diesem Planeten meint es gut mit dem anderen. Es gibt Menschen, die führen Krieg. Den Grund kennt nur der Aggressor selbst. Wir, die die mit der Natur verbunden sind, die wir das Schöne, das Friedliche im Sinn haben. Wir, die wir dem anderen gefallen wollen, die wir den anderen ernähren, wärmen und ihm ein zu Hause auf diesem Planeten geben wollen. Wir verstehen die Sprache der Gewalt nicht. Wir wissen, dass Krieg immer eine Niederlage ist. Wir leben in Frieden, mit allem, was dazugehört. Der Mensch aber schafft es sich in Sphären zu bewegen, in denen Zwietracht, Neid, Hass und Gier herrschen. Die niedrigsten Instinkte werden bedient, sodass der Mensch sich über den anderen erhebt und ihm am Ende den Kopf einschlägt und ihm das Leben nimmt.

Der Wassertropfen glühte vor Wut: „Nie wieder soll jemand durch die Hand des anderen sterben!!!!!“

© MWagner 2024-06-19

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Dunkel