von Ulrike Ranger
Am Himmel leuchten viele Milliarden Sterne und kein Stern gleicht dem anderen. Manche sind groß, andere klein, manche dick, andere dünn, manche strahlen so hell wie die Sonne, andere wiederum sieht man kaum. Meine Geschichte handelt von einem kleinen schwach leuchtenden Stern, der Großes bewirkt hat.
Der kleine Stern stand schon seit Anbeginn der Zeit am selben Platz im Himmel zwischen vielen großen und kleinen Sternen. Jede Nacht, wenn die Menschen die Sterne bewunderten, musste sich der kleine Stern die Prahlereien der großen Sterne anhören. Alle großen Sterne behaupteten, dass die Menschen nur sie sahen und nur ihretwegen den Nachthimmel betrachten würden. Manchmal mischte sich der kleine Stern ein und sagte, dass die Menschen den gesamten Sternenhimmel betrachten würden und nicht einzelne Sterne, doch da gab es nur lautes Gelächter von den anderen Sternen.
Viele Jahrtausende geschah nichts am Sternenhimmel und der kleine Stern wurde sehr traurig und leuchtete fast gar nicht mehr. Eines Nachts jedoch geschah es, dass ein Engel mit dem kleinen Stern zusammenprallte. Der Engel war ganz verdutzt und sah den kleinen Stern verwundert an und sagte: „Es tut mir leid, kleiner Stern, ich bin viel zu schnell geflogen und habe dich überhaupt nicht gesehen.“ Da sah der Engel, dass ihm der kleine Stern traurig in die Augen blickte und fragte: „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Der kleine Stern antwortete leise: „Niemand sieht mich. Ich bin vollkommen nutzlos. Ich könnte aufhören zu leuchten und keiner würde es bemerken.“ Bedrückt sah der Engel auf seine Füße hinab, als er zum Stern sprach: „Ich fühle mich auch nutzlos, weil ich meinen Auftrag nicht erfüllen kann. Seit Stunden fliege ich schon umher, um allen die frohe Botschaft zu überbringen, dass der Sohn Gottes geboren ist. Ich kann jedoch das Kind nicht finden, weil die Erde so dunkel ist.“ Dem kleinen Stern tat der Engel leid und er fragte ihn, ob er vielleicht helfen könne. Ringsherum fingen die großen Sterne zum Lachen und zum Spotten an, dass der Engel nie das Kind Gottes finden würde, schon gar nicht mit der Hilfe eines so kleinen und mickrigen Sternes. Der Engel aber strahlte über das ganze Gesicht und fragte: „Du würdest mir wirklich bei meinem Auftrag helfen?“ Der kleine Stern nahm all seinen Mut zusammen und sagte: „Ja! Ich verspreche dir, dass die ganze Welt von der Geburt des Gottessohnes erfahren wird.“
© Ulrike Ranger 2020-12-31