“Der Weltuntergang”

Christine Sollerer-Schnaiter

von Christine Sollerer-Schnaiter

Story

Es ist viele Jahre her, seit ich in Jura Soyfer’s “Weltuntergang” mitgespielt habe. Dieses geniale Stück hat mich nachhaltig beschäftigt. Nachhaltig ist heutzutage ein wichtiges Wort geworden und bedeutet laut Duden: einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen; jemanden nachhaltig beeinflussen; etwas wirkt sich nachhaltig aus.

Bei der Idee der Nachhaltigkeit geht es darum, so zu leben, dass auch in Zukunft und noch für lange Zeit eine bestimmte Ressource genutzt werden kann. Oft fällt der Begriff etwa in Bezug auf die Forstwirtschaft: Also etwa, dass nicht mehr Holz verbraucht wird, als auch natürlich nachwachsen kann.

Seit den 1970er Jahren verbrauchen wir mehr Ressourcen und erzeugen mehr Abfälle, als die Erde liefern oder absorbieren kann. Mittlerweile bräuchte es fast zwei Planeten, um unsere Lebensgewohnheiten beibehalten zu können. (Quelle: CareElite)

“Der Weltuntergang” wurde 1936 erstmals aufgeführt. Soyfer führt dem Publikum einen Reigen uneinsichtiger Menschen vor, die den drohenden Weltuntergang nicht wahrnehmen wollen. Vergebens versucht ein gelehrter Professor die Menschheit vor der Zerstörung durch einen im Anflug befindlichen Planeten zu warnen. Eine gemeinsame Anstrengung könnte die Katastrophe verhindern.

Die Blindheit, die Unverbesserlichkeit und die Dummheit der Menschen ist nicht zu durchbrechen. Der Komet aber hat ein Einsehen – zu schön, zu liebenswürdig ist die Erde, um sie zu zerstören. Er weicht von seinem Kurs ab und verschont uns. ‘Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie heute noch’.

Ja wir leben heute noch. Es hat sich nicht viel verändert. Nur langsam dringt das Bewusstsein durch, dass wir nicht so weitermachen können. Ich schaue in diesem Moment auf die Inntalautobahn und sehe einen riesigen Fernlaster nach dem anderen – wie einen unendlich langen Moloch – durch das frische Grün des Frühlings schnaufen. Ich sehe vor jedem Haus prall gefüllte gelbe Säcke mit Plastikabfälle – das Müllauto schluckt sie, aber irgendwo muss es sie wieder ausspucken. Ich brauche nicht mehr aufzuzeigen – alle wissen wir, dass sich was ändern muss.

Ja, ich habe bei mir angefangen – halt nur angefangen. Ich liebe die Welt, die Menschen, die Natur, das Leben, aber ich kenne auch die Bequemlichkeit, die Nachlässigkeit und die Ignoranz.

Es gibt Bereiche, da fällt es mir nicht schwer, nachhaltig zu sein. Ich bin eine Verwerterin und werfe nichts weg, wenn es nicht wirklich kaputt ist und nicht reparabel. Wir essen Reste immer auf; es verderben keine Lebensmittel, kein Brot wird schimmlig. Das hab ich schon als Kind gelernt, nicht wegen der Umwelt, sondern aus Sparsamkeit und Achtung. Deshalb rühme ich mich nicht dafür.

Viele andere Bereiche, wie Auto fahren, Elektrizität und Heizung sparen, lassen zu wünschen übrig, aber ich will mich bessern. Ich hoffe, ja ich vertraue darauf, dass wir unsere Erde so lieben, dass sie uns weiterhin gewogen bleibt – und wer auch immer noch dafür zuständig ist!

© Christine Sollerer-Schnaiter 2021-04-29