Der Wind, das himmlische Kind

Sabine Benedukt

von Sabine Benedukt

Story
Pasching 2023

Dass es keine weißen Weihnachten bei uns gibt, ist ja schon normal, aber dieses Jahr hat uns das Christkind was gepfiffen! Und zwar ordentlich, der Wind hat drei Tage durchs Land geblasen. Unsere großen Tannen und Fichten im Garten haben mir Angst gemacht. Eigentlich nicht sie, sondern der Sturm der sie tanzen ließ und sein lautes Tosen. Die Engel und Sterne aus Holz, die ich schon Anfang Dezember in die BĂ€ume gehĂ€ngt habe, sind Tag und Nacht ganz wirr herumgeflattert. Die Vögel hatten sich versteckt. Das war selbst den Raben zu viel Aufwind zum Segeln, das sie sonst so genießen. Die Wiese ist voll mit Tannenreisig und Fichtenzapfen und auch unser Kranz an der HaustĂŒr ist ganz zerrupft. Gestern haben sich die Meisen wieder hervorgetraut. Sie saßen ganz oben in den BĂ€umen und haben sich die Bescherung angesehen. Gott sei Dank ist der Sturm ĂŒberstanden, ohne Schaden.

Das ist nicht ĂŒberall so. Viele DĂ€cher wurden abgedeckt, Solarpaneele sind nur so davon gesegelt, BĂ€ume umgeknickt, berichten Radio und Fernsehen. Das tut mir leid fĂŒr die Menschen, die jetzt Weihnachten mit einem notdĂŒrftig verplanten Dach verbringen mĂŒssen und hoffen, dass sich der Wind ganz legt und der Regen aufhört.

Wir haben endlich Frischluft geschnuppert und wie jedes Jahr am Heiligen Abend die GrĂ€ber unserer Eltern besucht und Kerzen angezĂŒndet. Auf dem Weg dorthin war nicht zu ĂŒbersehen, wie sehr der Sturm gewĂŒtet hatte. Alles, was auf den umliegenden Baustellen nicht gut verstaut war, hat sich der Wind geholt und irgendwo hingeblasen. Von den BĂ€umen waren viele Äste abgeknickt und schon zur Seite gerĂ€umt. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz. Was sie an solchen Tagen leistet, ist unglaublich. Wie sehr die EinsatzkrĂ€fte den Menschen ganz selbstlos helfen, das ist bewundernswert. Da ist sie dann die NĂ€chstenliebe, die Hilfe, sogar fĂŒr Fremde. Vielleicht wollte uns das Christkind wachrĂŒtteln. Wollte uns sagen, worauf es ankommt, jetzt in diesen Tagen. Der Sturm hat uns wahrlich zur Einkehr gezwungen, wir sind daheim geblieben. Und siehe da, es geht auch so! Der Christbaum konnte in Ruhe geschmĂŒckt werden und es war Zeit die Zither wieder mal hervor zu kramen, um Weihnachtslieder zu spielen.

Ich habe an Menschen gedacht, denen es nicht so gut ging dieses Jahr. Ein paar Telefonate mit Freundinnen, die weiter weg wohnen, haben mich nachdenklich gestimmt, wie dankbar wir sein mĂŒssen, dass es uns gut geht.

Und dort wo das Christkind einst zur Welt kam, wo das Friedenslicht eigentlich herkommt, dort herrscht Krieg. Nicht nur dort, auch anderswo. Ach, wenn der Sturm das doch auch wegblasen hÀtte können, genau wie den Mist von den Baustellen.


© Sabine Benedukt 2023-12-25

Genres
SpiritualitÀt, Lebenshilfe
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Emotional, Hoffnungsvoll
Hashtags