“Der wird noch mal ein ganz Großer!”

Story

Soll noch einer behaupten, Salzburg sei in den 1980er Jahren eine verschnarchte Stadt gewesen! Am 8. Dezember 1981 schmiss die führende Tageszeitung mit dem Rennbahn-Express, einem Jugendmagazin, gegründet von den Gebrüder Fellner, im Kongresshaus eine – man lese, staune und sei ergriffen – Star-Party. Frank Zander trat da auf, Peter Cornelius und die Cosmetics (Erinnert sich noch jemand an Ernie und Gitti Seuberth?). Mit Franz Morak, dem Burgschauspieler und späteren ÖVP-Kultur-Staatssekretär, der gerade mit seinem New Wave-Schizo-Punk die Charts stürmte, wollte ich unbedingt ein Interview machen. Sein Flieger aus Zürich hatte aber Verspätung.

Um mich bei Laune zu halten, stellte mir Markus Spiegel von GIG Records hinter der Bühne einen anderen Sänger vor:„Du wirst sehen, der wird noch einmal ein ganz Großer!“ Der cooleTyp gefiel mir: gegelte Haare, ein umwerfendes Lächeln, witzig, ein bisserl überheblich vielleicht. Er schien mächtig stolz auf seine erste Single zu sein, die vier Tage später erscheinen sollte. „Der Kommissar“ hieß sie. Markus Spiegel sollte Recht behalten. Über Nacht war Hans Hölzel, Künstlername Falco, in aller Ohren. Die Single wurde 6,5 Millionen Mal verkauft.

„Salzburg kannte ich bis jetzt nur flüchtig. Aber nach einer Mönchsbergbesteigung kann ich mir durchaus vorstellen, hier meinen Alterssitz aufzuschlagen“, erzählte Falco mir damals. Dass dann doch nichts daraus wurde, ist bekannt. „Wenn ich schon mal zu früh sterben sollte, dann wie James Dean auf einer Kreuzung im Porsche. Zack, aus“, sagte er später. Es war allerdings kein Porsche, sondern ein Mitsubishi, mit dem er am 6. Februar 1998 in der Dominikanischen Republik gegen einen Autobus krachte.

Mit „Rock me Amadeus“ hatte der Wiener 1991 Popgeschichte geschrieben. Vier Wochen lang war er auf Platz 1 der US-Charts. Das hatte kein anderer deutschsprachiger Sänger vor ihm und auch nach ihm geschafft. Falco führte ein Leben auf der Überholspur, zwischen Größenwahn und Depression. Er war immer für einen Skandal gut und ließ keine Affaire und keinen Drogenexzess aus. Doch hinter seinem provozierenden Macho-Gehabe steckte ein sensibler und verletzlicher Mensch. „Ich lebe nur einmal. Und so wie ich lebe, ist einmal auch genug“, hat er über sich gesagt. Sein früher Tod mit 41 Jahren machte ihn zur Pop-Legende.

Als musikalisches Vermächtnis hinterließ Falco das Album „Out of the dark“, das posthum veröffentlicht wurde. Darauf interpretiert er den legendären Spruch des Kabarettisten Helmut Qualtinger „In Wien muasst erst sterben, damit’s di hochleben lass’n. Aber dann lebst lang“ , der fälschlicherweise André Heller zugeschrieben wird, auf seine Weise. Er sang: „Muss ich denn sterben, um zu leben?“

Heuer, am 19. Februar, wäre er 65 Jahre geworden. Seinen letzten großen Erfolg konnte Falco genauso wenig erleben wie das offizielle österreichische Pensionsantrittsalter. Aber Helden sterben eben nicht in Filzpantoffeln.

© 2022-01-31

Hashtags