Der Wolf mit schönem Fell

EvE

von EvE

Story
Niedersachsen 2024

Ein wundervolles, mächtiges und schlaues Tier. Gleichzeitig so beunruhigend. So empfand ich diesen einen Mann, der mich schon von klein auf verfolgte. Ich weiß nicht, warum und wieso. Doch ist es, als wäre da eine gewisse Anziehungskraft, die meine Neugier ständig wachsen lässt. In vielen Situationen sah ich ihn. Wir kennen uns sogar ziemlich gut. Doch der Kontakt war stets auf Distanz. Und persönliches Treffen war entweder eher Zufall oder mit Freunden. Mit Strategie und Psychologie wusste er genau, was er tut. Nur ein Blick von ihm und ich war verunsichert, nervös und völlig unausgeglichen. Und doch brachte er meine Fantasie in Schwung. Eine Art toxische Muse für meine Kunst und mein Herz. Gleichzeitig aber auch so unglaublich interessant. Eines Abends, als ich alleine saß, erschien auf meinem Handy eine Nachricht. Nun, ich war schon eine Weile getrennt lebend und hatte weder Versuche noch Absichten, jemanden wieder in meine Nähe zu lassen. Mit Freunden begann ich wieder Kontakt aufzubauen und viel zu unternehmen. Doch als seine Nachricht erschien, war ich überrascht. Der Wolf erschien nicht das erste Mal in einer Situation, in der ich nicht daran dachte, dass er sich melden würde. Doch nun war es so. Ich antwortete ihm und ein Dialog entstand. Zu einem Treffen unter 4 Augen kam es noch nie und ich hatte auch keinen Gedanken daran, dass es in Zukunft so sein würde. Also sah ich das ganze sehr neutral. Oft, als er mit mir sprach oder mich ansah, ertappte ich mich dabei, wie ich seine Lippen beobachtete und mich fragte, wie sie sich wohl an fühlen würden. Wie er mich wohl ansehen und berühren, oder riechen würde. Und dann wachte ich wieder aus meinem Tagtraum. So lief es ständig. Das machte mich wahnsinnig! Kaum war er in meiner Nähe, war mein Fokus nur noch auf ihn gerichtet. Das Spiel begann! Zum ersten Mal wollte er ein Treffen. Und zwar nicht nur irgendein Treffen, sondern genau SO eins! Ich glaubte nicht mehr daran, dass es passieren würde. Doch das tat es! Und ich war so aufgeregt, dass ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte. Doch dann stand er da. Das Schwarz, seines Autos glänzte in einer sternklaren Nacht und wir fuhren zu ihm. Wir redeten sehr tiefgründig und ich war überrascht, dass er so ähnlich dachte wie ich. Und doch wusste ich: „Abstand halten!“ Er hatte mich studiert. Er wusste genau, was ich mag und was nicht. Er wusste, wie er mich anfassen sollte und kennt mein Leben ziemlich gut. Doch das lässt mich auf eine gewisse Art und Weise fürchten. Denn er weiß auch, wie verletzbar ich bin. Doch daran dachte ich in diesem Augenblick nicht. Ich wollte mich ihm voll und ganz hingeben, weil mich die Neugier schon viele Jahre verfolgte. Als er um die Ecke kam, nach dem er kurz verschwunden war, hatte er einen unglaublich dominanten Blick und er packte mich an meinem Hals, warf mich nach hinten und seine Lippen berührten die meinen. Ich war ihm völlig ergeben und er wusste und spürte es. Ich fühlte seine Kraft in den Händen, die meinen Körper berührten und ich wusste, es würde mich gedanklich noch lange Zeit verfolgen. Er wusste, was er tat und wie er es tat. Wie ein Tango im Feuer! Bislang gab es nicht einen Menschen, der mich so schwach werden ließ. Ich wusste, er ist ein Jäger. Also wünschte und erhoffte ich mir nichts. Ich war einfach nur dankbar für dieses Gefühl der völligen Befriedigung. Er war nicht nur mein Schwachpunkt, sondern auch mein Lehrer.


© EvE 2024-10-28

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Abenteuerlich, Emotional
Hashtags