“Das alles hast doch bestimmt Du von da oben aus eingefädelt Omi, nicht wahr?“, flüsterte ich, Tränen der Rührung nahe, in die wunderschönen Wolkenformationen des Himmels blickend, als ich wenige Schritte durch den schon herbstlichen Garten wandelte.
Es hatte sich, vor gar nicht langer Zeit, ein Herr bei mir gemeldet, der großes Interesse an einem meiner Gemälde bekundete. Er schrieb mir auch seine Telefonnummer dazu, mit der Bitte um Rückruf. Nach etwas Zögern wählte ich seine Nummer und war wirklich angenehm überrascht über den sehr freundlichen Herrn am anderen Ende der Leitung. Sofort fragte Claus mich: “Verraten Sie mir bitte, wie kamen Sie denn zu diesem Werk? Stammen Sie vielleicht aus Sinabelkirchen?”
Freudestrahlend erzählte ich ihm die schöne Geschichte. Meine Großmutter war im Jahre 1978 auf Reisen gewesen und gewann, leider weiß ich nicht genau wo, als 2000 Besucherin den Hauptpreis “Die Apokalypse”, ein Werk vom österreichischen Maler Adolf Spirk.
Das Bild hing, seit ich denken kann, über ihrem Sofa und ich betrachtete es als Kind stundenlang ganz fasziniert. Immer versuchte ich, mit kindlicher Fantasie, in die wahre Farbexplosion einzutauchen und dahinterzukommen, ob Pferd oder Drache darin zu erkennen sei.
Gespannt lauschte Claus meinen Worten und berichtete, dass Adolf Spirk in Sinabelkirchen lebte, doch wegen seiner Homosexualität, die zu damaligen Zeiten am Lande sehr verpönt war, leider nie den ganz großen Erfolg erlangen konnte und für eine Weile sogar nach Frankreich ging. Er bat mich danach das Gemälde sofort zu reservieren, weil er es gerne kaufen wolle, als Sicherheit den Kaufpreis sogleich überweisen werde, um in den nächsten Wochen den Spirk abzuholen und zurück in die Heimat zu bringen.
Mein Herz schlug bis zum Hals vor Freude, weil sich das Gesagte so absolut stimmig anfühlte!
Vor Monaten, hatte ich nach Adolf Spirk geforscht und stieß auf die steirische Malerin Martina Brandl, die ehemalige Schülerin gewesen war. Ein Mail war rasch verfasst und Fotos vom Bild beigefügt. Es vergingen viele Wochen, bis mich dieser Tage endlich ihre liebenswürdige Antwort erreichte. Sie erzählte von Adi und seiner riesigen Leidenschaft für genau diesen Pferdekopf, den er sogar mehrfach malte. Als ich am Ende der Mail vernahm, dass die Malerin sich eben in Donaustadt bei einem Kurs aufhält, stockte mir der Atem. Ich rief sofort die beigefügte Tel.nr. an, da alles wie eine Fügung wirkte. Wir plauderten nett und ich hatte vor sie kurz zu besuchen, doch kam mir leider etwas dazwischen und auch sie konnte nicht zu mir kommen, weil sie bis nachts im Kurs am Werken sei.
Heute Mittag war es dann so weit – Claus holte gut gelaunt “Die Apokalypse” ab, um sie nach Hause zu bringen und ich erfuhr, dass es nun das 5. Spirk–Gemälde seiner Sammlung sei, welche er zukünftig, liebend gerne, einer Ausstellung zur Verfügung stellen wolle.
Ist es nicht unbeschreiblich magisch, wenn der Kreis sich wahrlich so perfekt schließt?
© RENAvonRAVENSTEIN 2022-09-24