Die Baustelle. Erfahrung 6

PoeSy

von PoeSy

Story

Heute installieren Luke, der Installateur und Mario, als sein Assistent, die neue Wasserleitung in meinem Keller. “Zwei Profis am Werk – da kann nichts mehr schief gehen”, bin ich erleichtert. Tut es auch nicht – nach 2 Stunden ist alles erledigt! Während der Arbeiten war ich noch schnell in der Stadt, um einen “ISO-Verbinder” zu besorgen. Laienhaft erklärt, ist das ein “Knie” oder eine “Kurve” zum Verbinden zweier Rohre um eine Ecke oder von unten nach oben! Ich kenne mich aus! Jetzt fehlt nur noch der Anschluss an die Hauptleitung, falls diese irgendwann einmal fertig sein sollte.

Als wir wenig später zur Hunderunde aufbrechen, bemerke ich an der Grundstücksgrenze – an der Stelle, wo die Hauptregler für unsere Zuleitungen sind – dass sich das tiefe Loch mit Wasser füllt! Sofort rufe ich Mario und Luke, die sich gerade zum Mittagessen setzen möchten. “Normal is des nit!”, so Marios Erkenntnis. Zufällig kommt gerade ein Mitarbeiter vom Wasserbau des Weges. “Nun kümmert sich eh ein Profi um das Problem, das ohnehin in seine Zuständigkeit fällt”, denke ich aufatmend und gehe mit dem Hund spazieren.

Bei meiner Rückkehr steht ein Arbeiter fast bis zum Gummistiefelrand im Wasser in der Künette, und versucht engagiert 2 Rohre miteinander so zu verbinden, dass kein Leck auftritt. Während er knietief im Gatsch, und arbeitstechnisch in Gedanken versunken, das Problem lösen will, mangelt es nicht an Zuschauern. Immer wieder werfen die Herumstehenden passende und unpassende Bemerkungen hinunter. Der arme Mann muss sich zwischendurch einige Male aus dem Graben hieven, und den Dreck von seinen Stiefeln waschen, um nicht gänzlich festzustecken. Mit dem Gewicht der dicken Schicht aus Gatsch an den Füßen (gottlob keine Steine), ist das Hochstemmen des Körpers wahre Schwerstarbeit. Mir fallen Mafiamethoden ein. Er tut mir leid, aber das ist nun einmal sein Job.

In einer kurzen Kaffee- und Rauchpause hört er sich gequälten Blickes gute Ratschläge und blöde Witze aus der Runde der Zuschauer an. Ein weiterer Nachbar kommt hinzu, um sich zu informieren. Er bekommt ein Bier, welches ihm das Beobachten des Geschehens wesentlich erleichtert. Ich verdrücke mich zwischenzeitlich auf meinen Balkon. Hier habe ich eine “höhere Position” und den vollen Überblick! Kommentare spare ich mir.

Stunden vergehen. Es scheint schier unmöglich, zwei Rohre miteinander zu verbinden. Ich verstehe es nicht. Allerdings versteht es sonst auch niemand der mittlerweile 9 (!) Anwesenden! Ein Kollege kommt noch dazu, und es fehlt nicht viel, dass man Mario und mir die Schuld an diesem Schlamassel gibt. Jetzt bekommt “Hupf in Gatsch” eine völlig neue Bedeutung, und es stehen 2 ratlos in der Künette. Welle schlagen sie keine, aber sie entdecken plötzlich, dass die beiden Verbindungsstücke nicht kompatibel sind!! Das nach fast 4 Stunden! Problem gelöst, zugegraben, Arbeitsende. Aus!

Erfahrung 6: Manches passt nicht zusammen, auch nicht mit gutem Willen!

© PoeSy 2021-09-01