Um mich herum geht es zu wie in einem Bienenstock. Die ganze Welt wieselt herum, kommt nicht zur Ruhe, macht sich Sorgen, und wenns keinen Grund dafür gibt, dann werden Situationen erfunden, in denen Sorgen berechtigt wären. Manche arbeiten wie verrückt, um sich abzulenken, ich mach’s zum Vergnügen. Dabei singe ich, oder summe, meistens in der Tonleiter, die mir die Umgebungsgeräusche vorgeben. Das lässt mich mitschwingen. Ich bin fröhlich.
Dann treffen mich Telefonate mit allen möglichen Kalamitäten, als hätte ich keine eigenen zu bewältigen, und ich zerspragle mir den Kopf, wie ich helfen könnte. Meistens fallen mir die geeigneten tröstlichen Worte ein oder ich kann Lösungen aufzeigen. Aber immer bleibt mir ein gewisses Erstaunen zurück, wieso Probleme derart stagnieren können und die Sicht darauf vernebelt scheint. Es gibt immer eine Lösung. Gar nichts müssen wir hier auf Erden durchsetzen, umsetzen oder entscheiden auf Gedeih und Verderb. Sterben müssen wir, da kann sich niemand darüber hinwegsetzen, wenn nicht ein meisterliches Konzept geübt wurde beizeiten, um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen und ihn ein wenig hinauszuzögern. Ja, das gibt’s. Wenn auch immer seltener in unseren Kulturen. Wir hier müssen ihm – ungeübt – in die Augen sehen. Je früher desto besser, damit er uns nicht, entsetzt und unvorbereitet, aus dem Materiellen hebt.
Ich weiß nicht, wo meine eigenartige Kraft herkommt, die mich trotz meiner nervösen Energie, meiner Zappeligkeit, meiner Schnell-und Viellebigkeit so in meiner Mitte hält. Es kann mich nicht wirklich etwas so verunsichern, dass ich da herausfallen würde. Ich stelle dies fest im Vergleich zu meiner Umgebung. Ich kann in mir selbst wohnen, ich bin bei mir zuhause, ich fühle mich wohl mit mir. Das ist das Geheimnis, denke ich.
Dazu muss ich sagen, dass ich vom selbstgewählten Schicksal nicht gar zu zart behandelt oder in irgendeiner Weise bevorzugt werde, von außen gesehen. Da machen mir viele Ungereimtheiten und Ungerechtigkeiten zu schaffen, die im System liegen, die speziell Frauen treffen, und seien diese noch so tüchtig, gebildet und approbiert. Wenn wieder so ein auffallender Brocken daherkommt, denke ich sofort an die Annehmlichkeiten in unserer Kultur und vermeide es, zu vergleichen. Es darf nie verglichen werden! Das verbiete ich mir.
Ich schaue auf die Schönheit, die mich überall umgibt, oder die ich aufmerksam suche. Schönheit tröstet mich, erfüllt mich, macht mich immer wieder staunen, rührt mich oft zu Tränen. Meistens ist es Musik, aber auch die Natur und ihre Lebewesen, Menschen miteingeschlossen. Ich muss mich mit Schönem befassen, dann ist alles in Ordnung. Dazu gehört auch Achtsamkeit meiner Umgebung gegenüber, Reinigung, Erhaltung und kreatives Arbeiten.
Ich fühle mich erhaben wie eine Bienenkönigin, wohlbehalten im Zentrum, umgeben von meinem Staat, der mir geneigt ist, und von schöner Architektur, die obendrein den Lebenszweck erfüllt.
© Barbara Riccabona 2021-10-21