Die Bienensprache: Von den Bienen lernen!

MrsTwiggy

von MrsTwiggy

Story

Wohl kein anderes Tier im Tierreich hat die Brücke zwischen Kommunikation und Tanz so charmant vereint wie die Biene – mit der Tanzsprache des Schwänzeltanzes oder Rundtanzes. Über diesen Sprachtanz werden von Kundschafterbienen den anderen Bienen im Stock die genauen Daten zu wichtigen Futterquellen übermittelt. Über drei Minuten tanzt eine Biene im Kreis umher, in ausgeklügelten Angaben zu Nahrungsort und -qualität. Welch elegante Form der Kommunikation!

Würden wir Menschen doch auch öfter über Tanz kommunizieren! Na ja, wenn wir manche Liebende beim Tanzen beobachten, haben wir manchmal auch das Gefühl, sie kommunizieren nur über ihre Körpersprache. Das ist die traditionelle, analoge, „alte“ Form der Verständigung, aber die „neue“ Form der Kommunikation – die digitale Kommunikation – erinnert mich besonders an die Bienensprache. Wir haben sogar ein Wort dafür gefunden, das sich an das Tierreich oder die Bienenwelt anlehnt – die „Schwarmintelligenz“. Faszinierend ist dabei für mich als Psychologin: Bienen bilden, wenn sie sich zusammenschließen und intensiv kommunizieren und interagieren, mit ihrer kollektiven Intelligenz und Entscheidungsstruktur einen neuen „Superorganismus“ mit kollektiven Entscheidungen.

So ähnlich verhält es sich auch bei digitalen Entscheidungsphänomenen, die Sinnhaftigkeit gewisser Behauptungen und Urteile wird vom Einzelnen leider oft zu selten hinterfragt. Wir Menschen verhalten uns im Internet dann oft wie der Schwarm Bienen, wo eine Botschafterbiene den anderen mittels Schwänzeltanz – hier mittels Twitter, Blogpost oder Ähnlichem – die wichtige Message mitteilt. Bei uns Menschen heißt es dann, wenn so viele Menschen es retweeten, kommentieren, übernehmen, dann gilt die Nachricht, der Gedanke, die Schlussfolgerung wohl als wahr. Schon tanzen die anderen im virtuellen Gewirr des Schwänzeltanzes ohne Hinterfragen mit!

Und an dieser Stelle können wir wirklich etwas von der Bienensprache lernen: Die Bienen im Stock überprüfen extrem genau, was ihnen die Kundschafterbiene mitteilt … Sie lassen die Kundschafterin sogar den gefundenen Nektar noch mal „heraufwürgen“ und überprüfen die Qualität und den Geschmack und ganz viele weitere Aspekte der Nahrung. Erst wenn der überwiegende Anteil der Bienen mittanzt, gilt es als entschieden: Das ist eine gute Futterstelle oder ein Platz für unseren Schwarm. Ein Facebook-Eintrag oder ein Tweet, den wir teilen, ohne viel zu hinterfragen, ist schon ein Mittanzen im Schwänzeltanz, das kennen wir doch alle, oder? Wir vertrauen der Mehrheit.

Sollten wir uns nicht viel mehr abgrenzen beim nächsten virtuellen „Internet-Schwänzeltanz“ und genau überprüfen, ob wir mittanzen, damit wir unsere kollektive Intelligenz auch mehr als Superorganismus nützen können?

© MrsTwiggy 2020-05-13

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