von Petronella
An einem schönen Sommertag in Kroatien wollten mein Freund und ich ein Motorboot ausleihen, um den Tag auf hoher See zu verbringen. Er meinte, es sei für ihn kein Problem ein Boot zu lenken, also nichts wie ab zum Bootsverleih. Als Kaution mussten wir einen Ausweis hinterlegen, den mein Begleiter allerdings in der Unterkunft ca. 500 Meter entfernt vergessen hatte. Es wurde uns angeboten, den Ausweis gleich mit dem Boot aus dem Hotel zu holen, zum Verleih zu bringen um dann den Tagestrip zu starten.
So schipperten wir Richtung Hotel, zu dem eine kleine Bucht gehört. Hier war zwar kein Strand, aber ein schmaler Kai und über eine Leiter konnte man direkt ins Meer gelangen. Ideal also, um mich aussteigen zu lassen.
Mein Freund fuhr mit dem Motorboot Richtung Ausstiegsstelle, um mir ca. 3 Meter davor zuzuschreien, ich sollte jetzt springen. Das spielte sich in etwa so ab: Er: „Spring“ Ich: „Es ist noch zu weit weg, ich würde ins Wasser fallen, du musst näher zur Mauer fahren“. Er fuhr noch etwas näher ran, aber immer noch zu weit weg, um trocken an Land zu geraten. Er: „Spring“. Ich: „Ich kann springen, aber dann bin ich nass und wenn ich mit deinem Papierführerschein zurückkehre, müsste ich dann doch direkt aufs Boot gelangen, also musst du näher ran“. Er fuhr vorwärts, rückwärts und näherte sich immer wieder an, aber es war einfach nicht möglich, ins Trockene zu springen.
Plötzlich hörte ich ein lautes Platschen und drehte mich erschrocken um. Mein „Kapitän“ war einfach über Bord gesprungen und schwamm Richtung Kaimauer. Salopp meinte er: „Lenk du das Boot, ich hol den Ausweis“. Nun hatte nicht ich behauptet, ein Motorboot lenken zu können, aber es war nun auch keine Zeit darüber nachzudenken. Um nicht gegen die Mauer zu krachen fuhr ich rücklings (wer meine Fahrprüfungsgeschichte kennt weiß, dass ich das besonders gut kann) aufs Meer hinaus und war fassungslos, dass Man(n) mich hier im Stich gelassen hat. In sicherer Entfernung drückte ich das Steuer komplett durch und so drehte ich mich im Kreis und musste darüber schallend lachen, wie es mir in brenzligen Situationen immer wieder passiert. Aus der Sicht meines Freundes konnte es auch kein Problem sein, ihn von der Einstiegsstelle wieder abzuholen. So fuhr ich, als er wieder in Sichtweite war, im Rückwärtsgang retour und näherte mich der Mauer. Leider war ich nicht Herr über das Boot und so fuhr ich etwas zu schnell auf die Mauer zu und der Motor wurde auch durch selbige abgewürgt, als ich dagegen prallte. Zum Glück ohne einen Schaden. Aber zumindest war das Ziel erreicht und wir konnten den Ausweis trocken an den Bootsverleih übergeben. Ich überlege mir künftig besser, ob die Einschätzung eines Mannes nicht doch eine Überschätzung seines Könnens ist und bleibe lieber im Trockenen.
© Petronella 2019-04-11