Hitze flirrt.
Sie tanzt um zu vergessen.
Versunken in sich, die Augen halb geschlossen.
Schweiß rinnt ihren Hals hinab, in das tief ausgeschnittene Dekolletee.
Sie gibt sich hin.
Der Musik, dem Tanz, dem Moment.
Unter ihren Füßen bebt der Boden, als würde er versuchen ihr auszuweichen, ihrem Tanz zu entkommen.
Ihr langes schwarzes Haar fällt wallend den Rücken hinab.
Ihre Hände klettern grazil zum Himmel empor.
Schwer atmend sitze ich hier auf dem grünen Holzstuhl in der Taverne und beobachte sie.
Bestaune ihr tun, ihre Leichtigkeit sich hinzugeben.
Mag den Blick nicht von ihr abwenden, möchte mich ebenso dem Leben hingeben wie sie, hier und jetzt es ihr gleichtun.
In ihrem Dasein strahlt sie würde aus, und das, obwohl ihr Kleid und sie schon bessere Zeiten erlebt haben.
Ihr Alter steht ihr ins Gesicht geschrieben, tiefe Furchen haben sich eingegraben wie Lebenslesezeichen.
Ach hätte ich doch nur den Mut so zu tanzen.
Alles, was ich tun müsste, wäre meine Schuhe abzustreifen, aufzustehen und zu tanzen.
Selbst hier in der Fremde, wo mich niemand kennt, kann ich dennoch nicht über mich hinaus.
Ich bin nun einmal was ich bin, eine brave Frau.
© StephanieP Hingst 2024-11-21