Wir packten gerade das Spiel „DKT“ oder bekannt unter Monopoly aus. Als wir die schönen bunten Geldscheine in den Händen hielten und genug vom Spielen hatten, kam uns eine Idee. In unserer unschuldigen Naivität beschlossen wir, das Spielgeld, im realen Leben auszutesten.
So packten wir alle Scheine in unsere kleinen Handtaschen und sagten zu Oma „Wir gehen zum Spielplatz“. Sie wunderte sich nicht weiter. Doch die „Brigitten“ hatten etwas anderes vor. Wir wollten in ein Lebensmittelgeschäft, welches etwas weiter weg war. Im Geschäft angelangt, nahm jede von uns einen Einkaufswagen. Die Angestellten im Geschäft wunderten sich zwar, waren jedoch so beschäftigt, dass sie uns nicht weiter beobachteten.
Was können wir alles brauchen? Alle möglichen Artikel, die uns gefielen, wurden in den Einkaufswagen gelegt. Ob es Lebensmitteln waren oder andere Nonfoodwaren, alles wollten wir haben. Die Einkaufswagen wurden vollgepackt, bis nichts mehr hineinpasste. Der Turm der Waren samt dem Einkaufswagen war größer als wir selbst. Voller Stolz und Vorfreude gingen wir Richtung Kassa. Wir legten die Waren auf das Förderband und die Kassaangestellte tippte einen Artikel nach dem anderen in ihre Kassa. Sie wunderte sich noch, dass wir allein so viel einkauften. Doch Fragen stellte sie keine. Als es ans Zahlen ging, nahmen wir unsere schönen bunten Geldscheine aus unseren herzigen kleinen Handtaschen heraus. Was ist jetzt los? Die Kassaangestellte schüttelt ihren Kopf und sagte: „Das geht doch nicht, das ist Spielgeld und kein richtiges Geld.“ Wir wunderten uns und sagten, dass wir kein anderes haben und das muss doch auch gehen. Im Spiel Monopoly kann man doch auch Häuser und Grundstücke kaufen. Warum können wir nicht auch hier damit einkaufen? Eine lange Schlange an weiteren Kunden bildete sich vor der Kassa. Die Kassiererin fuchtelte mit ihren Händen und wurde immer lauter. Die Emotionen gingen hoch. Es kam der Filialleiter und befahl uns, dass wir alles wieder in die Regale räumen müssen, sonst werden die Eltern informiert. Wir bekamen Angst, ließen die übervollen Einkaufswägen stehen und liefen aus dem Geschäft. Wir liefen über die Straße, zum Glück kein Verkehr und hörten dabei den Filialleiter noch hinter uns schimpfend schreien.
Rasch verschwanden wir in einen der Gassen und versteckten uns hinter einem Gebüsch. Nachdem eine Zeit vergangen und die Luft rein war versuchten wir noch unser Glück bei der Eierfrau. Das Pech war, dass uns diese kannte. Sie hat uns sofort klargemacht, dass das mit dem Spielgeld nicht geht. Wir gingen wieder und ahnten nicht, dass sie Oma angerufen hat. Oma kam uns mit meiner Mutter wütend entgegen, da sie bereits von dem Vorfall im Lebensmittelgeschäft wussten. Vorbei war unser Spaß! Oma und meine Mutter mussten alle Dinge vom Einkaufswagen wieder in die Regale einschlichten. Was uns dann zu Hause blüte, war weniger lustig. Ich durfte länger nicht mehr zu Besuch.
© Gabriele Feichtinger 2020-08-08