Die Brillenprinzessin

Gülşah Wilcke

von Gülşah Wilcke

Story

KAPITEL 1 – DIE BEGEGNUNG

„Das Glück besteht nicht darin, dass du tun kannst, was du willst, sondern darin, dass du immer willst, was du tust.“ – Leo Tolstoi

Die Prinzessin war ein junges, sehr kluges Mädchen, mit ihren wild gelockten Haaren und der Brille auf der Nase, war sie allen im Reich des Sultans bekannt. Sie lebte gemeinsam mit ihrem Vater, dem Sultan, in einem Palast mit riesigen runden Turmkuppeln und einer riesengroßen verschnörkelten Eingangstür aus Gold. Aus ihrem Zimmerfenster schaute die Prinzessin besonders gerne hinaus. Von dort war ihr Ausblick auf die belebte Straße hervorragend, sie beobachtete gerne die Handwerker, die vielen Kutschen, Straßenfeger und beschäftigt telefonierenden Erwachsenen. An manchen Tagen sah sie den alten Herrschaften zu, wie sie die gierigen Tauben mit vertrocknetem Brot fütterten. An einem besonders schönen sonnigen Tag fiel der Prinzessin auf, dass sie seit langem keine Kinder mehr auf den Straßen spielen sah. „Na nu“ dachte die Prinzessin, „spielen die Kinder von heute denn nicht mehr draußen?“.

Die Zofe der Prinzessin war gerade dabei das Zimmer aufzuräumen, also fragte die Prinzessin nach einer Erklärung. Die Zofe war schwer beschäftigt, und gab ihr leider nur eine hastige Antwort: „Vielleicht hast du nicht richtig geguckt, Prinzessin.“ Mit dieser Antwort war die Prinzessin nicht sonderlich zufrieden, aber sie wollte der Ursache selber auf den Grund gehen, ihr kam auch schon eine Idee. Sie musste ihre Brille austauschen, um eine bessere Sicht aus dem Fenster zu erlangen, ja das war die Lösung. Sie holte ihren Brillenkoffer, der lag in einem großen bunt verzierten Schrank. Der Koffer stand neben all ihren wunderschönen Samt – und Tüllkleidern, richtig echte Prinzessin-Kleider waren das. In allen Farben waren sie dort zu finden, nach Farben sortiert wie bei einem Regenbogen. Der Papa Sultan war viel auf Reisen und brachte ihr stets Kleider und passende Brillen aus aller Welt mit. Sie besaß Brillen aus Holz, aus Perlmutt, aus Marmor und sogar aus kunstvoll verarbeiteten hartem Karton, all ihre Brillenschätze bewahrte sie in ihrem ledernen Brillenkoffer auf. Sie öffnete ihren Brillenkoffer und beschloss die rote hölzerne, nach oben geschwungene Brille aufzusetzen, ihre Bügel waren mit kleinen Perlen und Rosen geschmückt. Dazu kleidete sie sich passend in ihrem roten Tüll-Kleid. Der Tüll des Kleides war so rot wie Oma Sultans leckere Erdbeermarmelade, dachte sich die kleine Prinzessin. Fertig gekleidet samt der passenden Brille, ging sie an ihr Zimmerfenster zurück. Die Prinzessin wartetet und wartete, die Zeit verstrich und immer noch kein Kind war weit und breit zu sehen. Die Prinzessin wurde immer ungeduldiger, bis sie es kaum mehr aushielt. Sie brauchte eine Lösung, da kam sie auch schon, die Idee, vielleicht hatte sie durch die Brille nun einen schärferen Blick, aber nicht die richtige Aussicht.

KAPITEL 2 – DER ALTE HERR

Die Prinzessin war fest entschlossen draußen und in den Häusern nach den Kindern zu suchen, der Gedanke an ein Sultanat ohne Kinder, erfüllte die Prinzessin mit Traurigkeit. „Was ist, wenn die Kinder gegangen sind, ganz woanders hin?“.

© Gülşah Wilcke 2024-08-30

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Hoffnungsvoll, Informativ, Inspirierend, Unbeschwert, Reflektierend
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