von bluewhale
Eine Fernbeziehung führen ist nie einfach. Eine Reihe von Kompromissen und Fahrkarten begleiten die Liebe von zwei Menschen. Heute bin ich wieder auf dem Weg zu meinem Freund nach Leipzig. Meine Reise wird dank Corona durch zusätzliche bürokratische Unterlagen erschwert. Neu und mit in meinem Gepäck sind nun ein negativer Corona-Test, die Einreisemeldung und der Meldezettel – als Beweis für unsere „Lebensgemeinschaft“, dank unseres gemeinsamen Zweitwohnsitzes in Niederösterreich.
Der negative Corona-Test darf nicht älter als 24 Stunden sein. Bis gestern war dies ein schweres Unterfangen, da die Tests nicht besonders billig sind. Glücklicherweise gibt es seit gestern eine gratis Teststation, für Menschen ohne Symptome, in meiner Gemeinde. Wer war die erste in der neu gegründeten Testschleuse? Natürlich ich! Mit meiner ausgedruckten Bescheinigung über das Vorliegen eines negativen Corona-Tests stand ich in Poleposition und erklärte ihnen, welche Daten ich benötige. Sie schienen mir etwas überfordert zu sein, jedoch bemühten sie sich, all meine benötigten Informationen auszufüllen.
Nach dem Nasenbohren wartete ich auf mein Ergebnis, da ich klarerweise die Bescheinigung nur bekomme, wenn ich nachweislich negativ bin. Dafür wurde sogar netterweise mein Test beschriftet, obwohl diese ja anonym sein sollten. Meine Nervosität stieg ins Unermessliche. Endlich hätte ich die Chance, mal wieder meinen Freund zu sehen und bis jetzt wurde ich von dieser Krankheit verschont. Es wäre ein unerklärliches Pech, wenn dieser Test jetzt positiv ausfiele. Vor allem da ich mich strikt an die empfohlenen Richtlinien halte. Zum Glück bekam ich eine SMS mit: Ihr Testergebnis ist NEGATIV. Nach der Bestätigung, dass ich fahren darf, habe ich sofort meine Koffer gepackt und die Einreisemeldung ausgefüllt.
Nun sitze ich im Zug und bin im Hinblick auf die Grenze angespannt. Im 21. Jahrhundert und in Zeiten der EU sollte diese Aufregung eigentlich unbegründet sein. Die Reisefreiheit ist für mich als 24-Jährige eine Selbstverständlichkeit. Wegen der Pandemie gibt es verstärkt Grenzkontrollen. Dies kenne ich nur aus den Geschichtsbüchern. Ich frage mich oft, ob die alten Leute recht haben mit ihrer Schwarzmalerei: “Die Welt geht zugrunde!” Aber nein. Es ist zwar eine schwere Zeit, jedoch werden wir auch diese überstehen und daran wachsen.
Mit Schmetterlingen im Bauch und meinem negativen Corona-Test in der Hand sitze ich im Zug und bewege mich langsam auf die Grenze zu. Mir ist bewusst, dass nichts passieren wird und das Schlimmste was passieren könnte, eine 10 tägige Quarantäne ist. Trotzdem ist die Situation für mich neu und eine gewisse Aufregung begleitet mich während meiner Zugfahrt nach Deutschland.
© bluewhale 2021-01-27