von Melly_Mojito
Schulanfang ist stressig – vor allem für Eltern! Da müssen zig Formulare ausgefüllt werden. Seltsamer Weise werden immer die gleichen Informationen abgefragt. Irgendwo zwischen all den Formularen befinden sich meist dann auch die heiß ersehnten Einkaufslisten der Lehrer. Die wirklich originellen Lehrer wünschen sich dann Heftumschläge und Mappen in so speziellen Farben, dass deren Erwerb einer Schnitzeljagd durch sämtliche Schulbedarfsgeschäfte gleichkommt.
Der richtige Albtraum folgt dann aber mit dem Einbinden der SchulbĂĽcher. Mit Schulbeginn des ersten Kindes holt dich das Grauen ohne Vorwarnung ein. Da liegen sie nun auf dem Esstisch. BĂĽcher in allen möglichen undankbaren Formaten und der Feind – die selbstklebende Folie. SchweiĂźgebadet sitzen nun Vater und Mutter bis weit nach Mitternacht und kämpfen mit einem Lineal gegen Luftblasen und scheitern kläglich. Spätestens beim dritten Buch schwankt die Stimmung der mĂĽden Einpacktalentbefreiten zwischen verzweifelten Lach- und Wutanfällen. Angeblich werden die meisten Scheidungsanträge nach dem Zusammenbau eines IKEA-Kastls eingereicht. Du kennst nun auch den Scheidungsgrund bei Paaren mit Schulkindern.
Zur Rettung des Familienfriedens empfiehlt sich daher das Einbinden zu delegieren oder man hat Glück und hat als feindliches Gegenüber nur A4-Bücher, die man souverän in einen A4-Heftumschlag hüllen kann. Heuer ist das Glück nicht auf deiner Seite.
Mehrere Bücher wurden von elternfeindlichen Verlagen nicht im A4-Format gebunden. Paradoxerweise ist nun auch das Religionsbuch Teil der Kategorie „Ungustl“. Weil die Teamarbeit nicht funktioniert, bekommt jeder Elternteil ein Buch – geteiltes Leid ist halbes Leid. Plötzlich ertönt ein Schrei von der anderen Seite des Tisches. Dein Mann hat unabsichtlich die letzten 3 Seiten miteingepackt. Jetzt klebt die Folie auf den Seiten, statt auf dem Bucheinband.
Also wird jener Teil der Folie, der nicht auf den Seiten klebt abgeschnitten und eine neue Folie angebracht. Das Buch ist nun auf der Vorderseite doppelt eingebunden, mittendrin ist eine Seite foliert und auf der RĂĽckseite sind die obligaten Falten, die mit eigenwilligen Scherenschnitten und Tixo-Rettungsankern in Form gebracht wurden. Es sieht nun so aus, als wenn der 6Jährige das Buch des groĂźen Bruders eingebunden hätte. Als Perfektionistin bist du schon am Sprung um ein neues Religionsbuch zu bestellen. Da grinst dich dein – anscheinend vom Plastikgeruch der Folie schon benebelter – Mann fröhlich an. Hält das vermurkste Religionsbuch in die Höhe und sagt theatralisch „Vor Gott sind alle BĂĽcher gleich!“
Vielleicht ist das ja die einzig richtige Herangehensweise. Da ihr in den nächsten Jahren noch so viele Schulbücher einbinden müsst, ist es besser den Perfektionismus abzulegen. Dafür haben die Kinder mit den hässlichsten Bucheinbänden die glücklichsten Eltern. Und für diese Paare bietet IKEA auch das Möbelaufbau-Service an.
© Melly_Mojito 2019-11-18