von Melly_Mojito
Info zum Frühstück. „Ich weiß noch nicht genau, wie ich es machen werde. Du kommst um 16 Uhr vom Schulausflug zurück. Ich bin um 15:15 Uhr beim Kindergarten. Vielleicht spielen dein Bruder und ich Uno in der Schule und warten dort auf dich. Wir müssen um 16:45 beim Fußball-Training sein. Deinen Freund nehmen wir auch mit zum Training, da sein Vater ihn heute nicht bringen kann. Er wartet vor der anderen Schule um 16:30 Uhr. Falls ich nicht in der Schule auf dich warte, weil ich noch einkaufen gehe, warte bitte um 16:25 vor deiner Schule. Ich rufe im Hort an und gebe Bescheid, was du machen sollst, sobald ich weiß, wie ich es machen werde. Hast du alles verstanden?“
Das „Ja“ kam vielleicht etwas zu schnell, aber es konnte nichts schiefgehen, denn man würde ihm ja deine finale Entscheidung ausrichten. Du holst den Kleinen vom Kindergarten und der will lieber einkaufen als in der Schule warten. Du gibst im Hort Bescheid, dass das Kind um 16:25 vor der Schule warten soll und fährst zum Supermarkt. Kontrollblick auf die Uhr. Es geht sich alles aus. Maximal 1 min Verspätung. Alles läuft nach Plan.
16:26 Uhr. Dein Kind steht nicht vor der Schule. Du fluchst und musst dich einparken. Du zerrst den Kleinen aus dem Kindersitz und läufst in die Schule – niemand da! Wo ist dein Kind? Du schreist das ganze Schulhaus zusammen. Nichts. Dein Kind ist verschwunden. Aber vor der anderen Schule steht ja auch ein Kind, das du holen musst. Also wieder rein ins Auto. Dann der Super-Gau für dein Nervenkostüm – vor der anderen Schule steht auch kein Kind. Das gibt’s doch nicht! Ein Kind zu suchen ist schon schlimm genug – aber zwei?
Dann ein Anruf – eine fremde Nummer – dein Nachbar. Dein Kind ist bei ihm und will wissen, wo du bist. Als dein Sohn sich meldet, schreist du hysterisch in das Telefon, warum er heimgegangen ist, da du nun auch noch seinen Freund verloren hast. Sein Freund ist eh da. ER hat ihn von der Schule abgeholt und ist mit ihm heimgegangen. Häh? „Ihr habt Training in 10 min – wieso geht ihr heim?“ Als du die beiden verlorenen Jungs zum Training fährst, erfährst du, dass man ihn schon 5 min vor der vereinbarten Zeit hinausgeschickt hat. Du lernst, dass 5 min Wartezeit sich für einen 10-jährigen (der sein Handy nicht dabei hat) wie eine Ewigkeit anfühlen. Deshalb war er überzeugt, dass ihm die Meldung vom Hort falsch übermittelt worden ist. Die einzige Botschaft, die er von deinem morgendlichen Redeschwall behalten hat, war, dass egal wann du ihn abholst, sein Freund um 16:30 geholt werden muss. Also völlig logisch für ihn, dass er sich allein auf den Weg gemacht hat.
Klassischer Anfängerfehler. Steht eh in jedem Buch für die richtige Kommunikation mit Kindern: Nicht niederquasseln, keine langen Vorträge, Vermeidung von mehreren Alternativen – sondern Fakten liefern! Du schwörst, zur Vermeidung künftiger Panikattacken, dich zukünftig kurz zu halten. Vielleicht ist das dein Grund auf story.one zu schreiben – die 2500 Zeichen sind echt eine Herausforderung für dich.
© Melly_Mojito 2019-05-17