von Sarah Wustinger
08:04 Uhr – Samstag.
Ausschlafen war der Plan. Zwei Katzen trampeln über meinen Bauch, der Hund starrt mich an und denkt sich wahrscheinlich: „As always.“ Ich stehe auf. Irgendwann. Drei Mal am Wäscheberg vorbeigeschaut, zwei Mal ignoriert, einmal reingefallen. Finde einen BH auf der Zimmerpflanze. Frage mich, wie der da hinkommt – gehe weiter.
09:27 Uhr – Kaffee. Endlich. Die erste Tasse ist kalt geworden, weil ich zwischendurch Katzen- und Hundefutter verteilt habe. Trockenshampoo, Oversize-Hoodie, Leggings. Fertig. Ich nenne es Alltagsschick.
Bin dann mit dem Hund raus – die muss ja auch mal.
10:50 Uhr – Eigentlich wollte ich eine Entspannungsmeditation machen. Dann hat die eine Katze miaut, weil sie in den Garten wollte, die andere hat sich auf der Matte breitgemacht. Egal, mein Kopf war eh schon wieder bei der Einkaufsliste. Hab nebenbei eine True-Crime-Doku angeschaltet und währenddessen drei verschiedene Apps geöffnet. Multitasking auf Sarah-Art. War da nicht noch was mit Einkaufen?
13:12 Uhr – Gartenrunde. Ein bisschen gießen, ein bisschen zu den Pflanzen sprechen. Die Katzen schleichen durchs Gras, mein Hund trägt mir ihr Quietschebällchen nach. Ich repariere eine Lichterkette, plaudere mit den Raben und denke dabei: „Eigentlich wollte ich heute aufräumen.“ Ich gehe wieder rein. Ohne schlechtes Gewissen.
15:33 Uhr – Ich setze mich mit dem Laptop auf die Couch. Mal wieder. Wollte endlich Ordnung in meine Dateien bringen. Stattdessen öffne ich drei Fenster, durchforste Ordner von vor drei Jahren und finde 873 Fotos, von denen ich nicht mal mehr wusste, dass sie existieren. Ich lache leise – mein Gott, wie hab ich nur ausgeschaut. So sieht es in meinem Kopf manchmal auch aus.
17:45 Uhr – Ich sitze mit meinem Mann auf der Couch.
Er: „Du wolltest doch heute Wäsche machen.“ Ich: „Ich hab immerhin dran gedacht.“
Er: „Ich hab gekocht.“ Ich: „Und ich hab applaudiert.“
Er schĂĽttelt den Kopf. Ich grinse. Unsere Liebe lebt nicht von Listen, sondern vom Dazwischen.
20:10 Uhr – Abendessen ist vorbei.
Ich liege in der Ecke der Couch, die meinen Namen trägt, mit einer Decke, einem Eis und halb offenem Haar. Neben mir das leise Summen vom MacBook meines Mannes, an dem er gerade Bilder bearbeitet. Ich schaue Fußball – ich weiß, untypisch, aber meine Leidenschaft. Hinter mir ein Tag, der nicht perfekt war – aber genau richtig.
22:29 Uhr – Ich denke viel.
Ăśber das, was ich nicht erledigt hab. Und ĂĽber das, was ich erlebt hab. Ich war nicht ordentlich. Nicht produktiv. Aber ich war ich. Und das reicht.
Ich bin Wäschehaufen und Lichterkettenpoetin. Ich bin vergessene Listen und spontane Herzlichkeit. Ich bin Chaos mit Herz.
Ich bin viele. Und ich bleibe.
© Sarah Wustinger 2025-05-04