von Alexander Burger
Diese liebe Dame sah mich an und ich denke, dass ich in ihren Augen Stolz erkennen konnte. Nickend motivierte sie mich: „Du bist da an etwas dran. Erzähl mir mehr. Du hast es fast!“ Es war ein schönes Gefühl, von ihr diese Bestätigung zu erhalten. Ich sprach nämlich einfach nur das aus, was ich in dieser Fahrt mittlerweile alles gelernt hatte. Es war wie ein Luftballon, der nun geplatzt war. Hatte ich vorhin noch einen nostalgischen Moment gehabt, befand ich mich nun in einem Augenblick der Erleuchtung. „So wie ich es jetzt verstanden habe, ist die Frage zum Leben etwas komplett anderes. Was ist der Sinn des Lebens? Warum brenne ich für einige Sachen und warum für andere wiederum nicht? Warum bin ich so wie ich bin? Warum passiert mir dies oder jenes? Oder auch, wie konnten Sie meine Gedanken lesen. Das sind alles Sachen, auf die ich keine Antwort habe? Vielleicht bekomme ich irgendwann eine Antwort darauf, aber anstelle mich davon verrückt zu machen, kann ich dies auch einfach so hinnehmen und akzeptieren. Ich will nicht sagen, dass man sich nicht damit auseinandersetzen sollte. Aber wir verlieren zu viel Fokus in diesen Momenten. Meine Bahnfahrt zum Beispiel. Es gab heute einige Momente, die ich mir nicht erklären konnte. Von meiner lebensechten Erinnerungsreise bis hin zu der Gedankenleserei. Vielleicht verstehe ich das alles irgendwann, vielleicht erklären Sie es mir ja noch. Aber anstelle, mich damit rumzuquälen und alles zu hinterfragen, kann ich auch versuchen zu verstehen, was ich daraus alles lernen kann. Hätte ich mich zu sehr auf diese Fragen konzentriert, hätte ich wahrscheinlich nicht alles Weitere begreifen können. Die Entfaltung, mein inneres Ich!“ Kaum hatte ich zu Ende gesprochen, beklatschte sie mich. „Du hast es verstanden. Im Leben geht es nicht darum, alles zu verstehen, sondern vielmehr darum, sich selber zu verstehen und aus allem die richtigen Lehren zu ziehen. Anstelle sich damit zu beschäftigen, warum etwas nicht geklappt hatte, sollte man sich darauf fokussieren zu verstehen, was man dadurch gelernt hat. Ich glaube, es war Thomas Edison der einst gesagt hatte:
„Ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10000 Wege gefunden, die nicht funktionieren!“
Ich finde, das trifft es doch auf den Punkt. Man kann sich ruhig Gedanken machen zu existenziellen Dingen oder scheinbar mystischen Kräften wie Gedankenlesen“, sagte sie mit einem ironischen Unterton, um danach wieder ernst zu werden: „Der Fokus sollte nur nicht darauf liegen! Es gibt so vieles zu sehen und zu lernen auf dieser Welt!“ Sie lächelten sich beiden an und schauten sich an. Da räusperte sich die ältere Dame und sprach zu ihm:
„Mein Junge, das Leben ist nicht immer einfach. Das Leben hat seine Mysterien, das weißt du mittlerweile. Konzentrier dich auf dich und darauf, wer du bist. Zu guter Letzt vergiss nie die folgenden Worte: Das Leben ist wie eine Zugfahrt!“
© Alexander Burger 2021-08-14