Die Eisheiligen zieh’n durchs Revier,
mit kaltem Atem und SpĂĽrsinn fĂĽrs Bier.
Sie streifen durchs Land, ganz ungeniert –
und jeder Gärtner ist tief irritiert.
Mamertus, der Erste, ein mĂĽrrischer Mann,
zieht nachts durch die Gärten, schaut alles an.
Er flüstert dem Klee: „Werd nicht zu keck!“
und friert dann heimlich das Beet wieder weg.
Pankratius, galant mit eisigem Blick,
streicht zart über Knospen – ein prüfender Trick.
Mit seinem Hut voll Eisblumenzier
sagt er: „Noch nicht Sommer, glaubt es mir!“
Da kommt Servatius, kalt wie der Wind,
sein Bart voller Reif, wie’halt Eiszeiten sind.
Er knurrt: „Wer im April schon pflanzt wie im Wahn,
dem friert im Mai dann das Pflänzlein an.
Bonifatius, der Clown mit dem Schnee,
stapft in Stiefeln im frischen Klee.
Er pustet ein Wölkchen, dann ruft er keck:
„Ein bisschen Frost -dann bin ich weg!“
Und Sophie, die Letzte – ganz ohne Segen,
kommt nicht mit Sonne, Sophie kommt mit Regen.
Sie schĂĽttelt den Himmel, macht alles nass,
tanzt durch die Tropfen – mit ziemlich viel Spaß!
Der fĂĽnfzehnte Mai bringt das groĂźe Finale,
kein Frost mehr, kein Windhauch, keine eisigen Male.
 Der Frost macht sich fort, der Himmel wird weit –
nun blĂĽht auf der Garten in buntem Kleid.
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Es ist Mai, sagen sie.
Die Bäume tragen ihr Grün wie eine Entscheidung,
die nicht mehr zurĂĽckgenommen wird.
Doch nachts kommt der Wind zurĂĽck,
als hätte jemand vergessen, die Tür zu schließen.
Der Frost schmeckte sich vor,
unsichtbar, unaufhaltsam.
Er kennt keinen FrĂĽhling,
nur die alten Gesetze:
Was blĂĽht, kann erfrieren.
Am Morgen reibt man sich die Augen.
Die Welt ist dieselbe geblieben,
nur kälter.
Niemand spricht darĂĽber.
Man zieht den Mantel enger,
also, als ginge das.
© Sonja Runtsch-Dworzak 2025-05-06