DIE EISLAUFPRINZESSIN

Micaela Hemesath

von Micaela Hemesath

Story

Mit einer Opernsängerin Mutter muss das Kind schon etwas besonderes können! Leider war der Versuch der Klaviervirtuosin schnell gescheitert. Sport und Bewegung, das war meins!

Also viele Möglichkeiten gab es in München in den 50er Jahren noch nicht. Wir hatten ein Eislauf Stadion am Prinzregentenplatz. Genannt, „das Prinze“. Beim Vater eines späteren Olympiasiegers nahm ich meine Trainingsstunden. Mit einem kurzen Röckchen ging ich aus dem Haus.

Das Training war beinhart und forderte mich total. Der arme Manfred Schnelldorfer musste jeden Tag 4 Stunden trainieren. Ganz nach dem blöden Spruch: „Ohne Fleiß kein Preis!“ Er wurde 1964 Olympiasieger.

Sehnsüchtig schaute er uns zu, wenn wir nach dem Training eine lange Reihe bildeten und zu den Rock ´n´Roll Klängen von Bill Haley „dipfelten“. Ein Genuss, wenn man die Letzte in der Reihe war und mit Schwung im Kreis geschleudert wurde. Der erste Rocker, den wir eislauftechnisch mit Bravour meisterten.

Auch Christine Kaufmann war mit von der Partie. Mit ihr stand ich oft am Rande der Eislauffläche und bewunderte sie, denn sie hatte schon einen Busen, obwohl sie ein Jahr jünger war.

Mit ihrer ehrgeizigen Mutter, die sie im Filmbusiness vermarktete, war sie die Alleinverdienerin der Familie. „Rosenreslie“ ein Riesenerfolg. Ich durfte auch ihren Bruder kennen lernen und auf einer Partie, Peter Kraus, auch ein Münchner. Schlaksiges Kerlchen mit riesigen Zähnen. Freut mich heute noch, dass er so erfolgreich wurde und noch ist!

Mit Christine verstand ich mich prima. Als ewige Erinnerung bleibt mir: Sie lernte mir das Pfeifen auf zwei Fingern. Dass sie nach all ihren Erfolgen, auch in Hollywood, so lange so eine schöne Frau blieb und durch eine schlimme Erkrankung sterben musste, hat mich sehr betroffen gemacht. R.I.P Christine!

Natürlich hatte ich damals schon eine streng verbotene Jeans. Die zog ich gleich nach dem Training an.

Als mich meine Mutter einmal unerwartet abholte, gab sie mir eine echte „Watsch´n“, als sie mich sah. Das vor all meinen Freunden! GRRR!

Ganz in der Nähe vom Prinze ,gab es eine Tagesbar mit einer Jukebox. Obwohl wir noch sehr jung waren, 12 Jahre, durften wir dort der wilden Musik frönen und tanzen.

Meine Eislauf Stunden habe ich weiterhin genommen. Ich war auch nicht untalentiert. Aber das Leben und vor allem meine allein erziehende Mutter fanden ein Internat am Starnberger See, wo ich meine Pubertät ausleben musste, durfte, konnte…Gefängnis halt!

Schlittschuhlaufen ging dann nur, wenn der See zugefroren war.

Meine arme Tochter wurde von der eislaufbegeisterten Mutter mit drei Jahren auf die Kufen gestellt,(angeschnallt an die Schuhe). Leider ging es ihr dann ähnlich wie mir mit dem Klavier.

Zusammengezählt habe ich in meinem Leben 26 Sportarten gelernt, ausgeübt, nicht mehr weiter gemacht. Immer mutig alles ausprobiert! Geblieben sind zwei Arthrose Knie und das Fitness Studio. Das regelmäßig.

ES LEBE DER SPORT!

© Micaela Hemesath 2020-01-09

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