Die erste Zigarette

Wir Höfeler erwarteten es natürlich kaum, dass die Sonne wärmer wurde und Schnee und Eis langsam schmolzen. Dadurch ergaben sich wieder viele Möglichkeiten. Unser Abenteuerhirn arbeitete immer weiter und so brüteten wir allerhand gute und auch weniger gute Ideen aus.

Zum Beispiel fiel uns auf, dass die Feldhütte, die sich gute 3oo m südlich vom Santifallerhof befand, immer leer stand. Da wir schon alleweil nach einem etwas abgelegenen Ort Ausschau gehalten hatten, beschlossen wir kurzerhand diese alte Hütte als unseren geheimen Gefechtsstand einzurichten.

Die Hütte war ca. 5x5m groß und hatte nur einen Eingang. Das war gut so, denn diesen konnte man leicht überwachen. Die Fenster, oder besser gesagt, die Lucken, die man von den Seitenwänden herausgeschnitten hatte, waren hoch. So konnte man von außen kaum wahrnehmen was drinnen geschah. Also ganz nach unserem Geschmack.

Die Besitzer brauchten die Hütte als Pferdestall, wenn sie rundum auf den Feldern arbeiteten. Das war nicht oft, und so hatten wir sie die meiste Zeit zu unserer Verfügung. Außer dem Futtertrog war keine Einrichtung da. Da wir nur zu dritt waren: meine zwei Freunde, der Karele und der Franzele und ich, waren wir ziemlich sicher, dass kein Tun bis zu unseren Eltern durchsickerte.

Es war schon seit längerem unser Wunsch einmal das Rauchen auszuprobieren. Folgender Plan wurde gemeinsam ausgeheckt: Jeder sollte daheim einige Zigaretten mit Zündhölzern organisieren und wir treffen uns dann am festgelegten Tag zur Generalprobe. Natürlich in unserem Gefechtsstand.

Sicher, dass uns keiner sah, hockten wir, ein jeder in einer Ecke am Boden und sog an seiner ersten Zigarette was nur ging. Aber anstatt ein Vergnügen zu sein, wurde es zu einer kleinen Katastrophe. Der Karele verschluckte sich fürchterlich, der Franzele wurde blau im Gesicht vor lauter Husten und mir war so schlecht, dass ich fast gekotzt hätte. So hatte sich das sicher keiner vorgestellt. Ich glaube, ab diesem Tag konnten bei jedem von uns zu Hause jede Menge an Zigaretten frei herumliegen. Keiner von uns hat jedenfalls im Volksschulalter je wieder eine angerührt.