von Sabine Benedukt
Auf der Insel La Digue auf den Seychellen bewohnten wir einen Bungalow an der Anse La Reunion, ein kleiner ruhiger Strand auf der Westseite der Insel mit ein paar Liegestühlen und einem dicken, gefällten Baumstamm als Sitzgelegenheit um zu rasten und das türkise Meer zu genießen. Es war nicht nur unser Lieblingsplatz, sondern auch der Spielplatz für die Kinder und für einen streunenden Hund, der im seichten Wasser mit beherzten Sprüngen erfolglos versuchte Fische zu fangen.
Nachdem wir vorher die kleine Insel mit ihren schneeweißen Stränden, die mit riesigen Granitfelsen eingerahmt sind, entweder zu Fuß oder per Fahrrad erkundet hatten, ließen wir hier den Tag ausklingen. Oft waren wir müde, vom Wandern durch kleine Plantagen und tropische Wälder, die sich dann plötzlich, nach einem engen Weg durch sattes Grün öffneten, und den Blick freigaben, auf meterhohe, donnernde Wellen, die sich in weißen Schaumkronen am Strand ausliefen. Auf unserem Weg begegneten wir auch manchmal einer der frei laufenden Riesenschildkröten, die es hier vereinzelt noch gibt. Sie lassen sich gerne am verrunzelten Hals kraulen, oder mit Blättern füttern. Und wir haben einen Baum gesehen, dessen abgefallene Blüten am Boden einen Farbfleck bildeten. Es sah aus, als hätte jemand einen Eimer lila Farbe verschüttet, so strahlten sie selbst noch im Verblühen.
Gegen 16 Uhr kam ein kleines Fischerboot in unsere Bucht und der Fang wurde ausgeladen, während die Köche der umliegenden Restaurants die Fische schon begutachteten. Bundweise hievten sie sie dann auf ihr Fahrrad und radelten damit davon. Auch für uns war es spannend, was da alles zum Vorschein kam. Meist waren es ca. 30 cm lange Fische, aber auch manch größerer Red Snapper war da zu finden. Danach genügte für meinen Mann und mich ein Blick als Verständigung: Es war Zeit für unseren Sundowner: Ein kleines Bier, das hier auf den Seychellen gebraut wird und Seybrew heißt. „Kleines Bier“ trifft es sehr gut, denn die Flaschen fassen nur 280 ml.
Es war jeden Abend ein Spektakel, die untergehende Sonne in Orange bis rot zwischen den Wolken, die sich im März immer noch auftürmten, zu beobachten. Mehrere Pärchen hatten diesen Platz für eine allabendliche kleine Pause entdeckt. Versteckt in einer Stofftasche brachte mancher da sein Seybrew mit, setzte sich auf den alten Baumstamm, oder benutze ihn im Sand sitzend als Lehne. Manchmal fuhren Menschen mit Kajaks in den Sonnenuntergang, ein Gemälde, das man beim Entstehen beobachten konnte.
Zum Abendessen würden wir dann später einen der Fische in Weißwein- oder Kokossoße, auf kreolische Art, oder gegrillt kosten, und wieder von der Küche der Seychellen mit ihren verschiedenen Zubereitungsvarianten schwärmen. Danach, am Ende des Tages, führte uns der Weg noch ein letztes Mal an unseren Strand, um uns im Dunkeln den Hals zu verrenken und nach oben zu schauen, bis uns schwindlig wurde, vom Betrachten des leuchtenden Sternenhimmels der Tropen.
© Sabine Benedukt 2023-02-26