Fernöstliche Philosophen behaupten ja oft, dass der Körper ein Tempel sei. Wenn das stimmt, dann ist meiner definitiv einer dieser zerbröselten Bauten, die man sieht und sich denkt: „Na, ein stärkerer Wind darf da auch nicht mehr kommen.“
Lange vorbei die Zeiten als ein 10-Kilometer-Lauf keine Utopie war und sich 2 Stunden Fußball nicht nach Qual anhörten. Dabei liebe ich Sport. Von der Couch aus andere laufen lassen und sich dann aufregen wenn die Leistung nicht passt. Die liebste Ausdauersportart des Homos Austriacus.
Ich gebe zu, so schlimm ist es dann auch wieder nicht. Stundenlang Spazieren oder ein gelegentliches Kickerl bringen mich nicht gleich ins Sauerstoffzelt. Aber die Zeiten in denen ich ein Uhu (Unter Hundert) war, sind ewig her. Das Büro und die Liebe zum Bier haben sich deutlich an meinem Körper festgesetzt. Und ein Packerl Tschik pro Tag war auch nicht unbedingt konditionsfördernd.
Das musste ich jetzt leidlich erfahren. Mein Spezl Gatti zieht gerade um. Und als Freund hilft man natürlich wo man kann. Das Ausmalen der neuen Wohnung war kein Problem. Doch ein ordentliches Projekt steigt im Schwierigkeitsgrad. Und so war dieses Mal Umsiedeln angesagt. Kästen, Bett und Co mussten aus der alten in die neue Wohnung gebracht werden.
Alles ja kein Problem, wenn die alte Wohnung nicht im 2. Stock liegen und der Weg dahin durch ein schmales Treppenhaus führen würde. Glücklicherweise wurden wir von 2 sportlichen Freunden unterstützt, sonst hätte es uns sicher die Bock aufgestellt.
Alles lief glatt. Kasten um Kasten wurden durch das Stiegenhaus gefädelt, im Transporter verladen und zur neuen, dem Himmel sei Dank, ebenerdigen Wohnung gebracht.
Doch je länger es dauerte, desto mehr nagte die Arbeit an unseren Reserven. Außer an denen unserer 2 Sportskanonen, die weiter Stiege rauf, Stiege runter Zeug trugen und dabei kein Tröpferl Schweiß zu verlieren schienen.
Langsam wurde die Wohnung leer bis nur mehr ein Holzkasten da war. Jeder Muskel in mir begann beim Anblick dieses Teils zu jammern. Unser gewichthebender Freund Andi blickte mich an: „Flo, scheiß di ned an! Den pack ma jetzt a nu!“
Gegen so viel Motivation kann man sich nur ergeben. Also packten wir das Vieh und auf gings. Die ersten Meter bis zur ersten Treppe waren noch in Ordnung, aber dann fing die Sau an mir ständig durch die Finger zu rutschen.
„Halt!“, schrie ich, stütze das Ungetüm auf meinem Oberschenkel ab und schnaufte einmal durch.
Andi grinste: „Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt! Und jetzt zah au!“
Die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, waren nicht jugendfrei. Deswegen halte ich diese auch nicht fest. Nur so viel, nett war sie nicht.
Aber wir haben es geschafft. Als das Teil verladen war, klopfte mir Andi auf die Schulter: „Na schau! War ja gar ned so schwer!“
Ich hätte ihm gern einen bösen Blick geschenkt, aber der war nicht mehr drin. Stattdessen schnaufte ich nur: „Red ned so viel und gib mir lieber an Tschik!“
Den hatte ich mir verdient.
© Florian Hauenschild 2020-01-06