von Bondola
Mehrmals in der Woche treffe ich mich mit meiner Freundin. Beim schönen Wetter gehen wir meistens in den Wald spazieren, wo sie mir Geschichten aus dem eigenen Leben erzählt. Manchmal sind das lustige Geschichten, manchmal aber auch traurig und düster. Ich gebe zu, es ist nicht immer einfach ihr dabei zuzuhören, aber die gemeinsamen Gespräche und Spaziergänge zeigen meistens bei uns beiden eine heilende Wirkung, die uns sehr schnell wieder nach dem traurigen Zustand Sonne und Lächeln ins Gesicht zaubert.
Apropos Zauberkunst, ich liebe Zauberer, die auf der Bühne aus ihren Zauberhütten beim bunten Licht Kaninchen erscheinen oder auch Gegenstände verschwinden lassen. Das versetzten in eine Welt, die nichts mit der Realität zu tun hat, tut der Seele gut und befreit den Kopf von dem ständigen Druck etwas erklären und verstehen zu müssen. Sicherlich ist es auch für den Zauberer eine befreiende Erfahrung den Beifall der Kinder zu erleben, die ihm mit großen Augen und voller Bewunderung von ihren Publikumssitzen zuschauen.
Meine Freundin hat auch selbst mehrere Kinder. Als sie letztens schwanger geworden ist, hatte ihr das den großen Kummer bereitet, weil die Arbeit sie schon jetzt total überforderte, was auch der Grund dafür war, warum sie sich für eine Abtreibung entschieden hat. Ihr Freund hat es ohne lange zu überlegen auch akzeptiert. Nach einem kurzen Gespräch in einer entsprechenden Beratungsstelle hatte sie bald in der Hand die Überweisung für den gynäkologischen Eingriff gehabt. Davor stand aber noch das ganze Wochenende, an dem sie in Ruhe ihre Situation und die Entscheidung analysieren und überlegen konnte. Sie griff nach der Bibel und las eine Stelle, an der es deutlich und offensichtlich ihr ungeborenes Kind beschrieben war. Es wandelte in weißen Gewänden, war glücklich, unschuldig und zufrieden. Von dem Zeitpunkt an wusste meine Freundin, dass es ein Mädchen wird, das sie in ihrem Leib trägt und dass es schon jetzt von Gott wunderschön und makellos gemacht ist. Ihr Herz wurde auf einmal leicht, der Stein, den sie im Inneren getragen hat, der ihr so viel Kummer, Schmerz und Leid bereitet hat, war auf einmal weg und sie wusste, dass die Entscheidung für eine Abtreibung das schlimmste und verkehrteste wäre, was sie jemals in ihrem Leben getroffen hätte. Daraufhin hatte sie auch bald ihren Freund angerufen, um ihm in dem überirdischen Zustand ihre Entscheidung gegen die Abtreibung zu verkünden.
Auch diesmal konnten wir beide erleichtert eine Tasse Kaffee trinken und uns darüber freuen, wie schnell Konflikte und Lasten im Freien, beim Vogelzwitschern von einem abfallen, wenn man es erlaubt dem Gott und der Natur die Wunder zu bewirken. Sie hat nach Jahren nochmal versucht dem Freund ihren emotionalen Zustand von damals zu beschreiben, aber er hat geschwiegen und nichts gesagt.
© Bondola 2024-08-01