Die G-gans kann ja nicht schwimmen?!

Philip

von Philip

Story

Meine Mutter diente lieber als Magd bei verschiedenen Bauern und ich durfte immer mit ihr zusammen beim jeweiligen Bauernhof leben. Wenn sie auf den Feldern arbeitete half ich ihr immer wieder, sie meinte dass ich mithelfen müsse damit wir beide im Bauernhaus zusammen Kost und Wohnung bekämen und sie etwas Einkommen verdienen könne.

Langweilig wurde es bei der Arbeit nie, denn meine Mutter erzählte mir oft, wie beispielsweise sie die Geflügelhaltung auf unserem Streckhof in Gospodjinci vorzunehmen pflegte.

Sie erklärte mir, dass sie Kapaune – also kastrierte Hähne – als Kluckhennen zur Bewachung, Schutz und Führung der Kücken eingesetzt habe, weil die Hennen gleich wieder zum Eierlegen gebracht worden seien. So ein Kapaun habe ein viel größeres Gefieder gehabt, konnte daher auf nahezu die doppelte Kückenschar aufpassen und sie unter seine Fittiche nehmen. Auch seien sie wesentlich wehrhafter gegen Bedrohungen der Kückenschar durch Krähen, Bussarde und andere Greifvögel gewesen.

Auch Enten- und Gänsekücken habe sie Kapaunen unterschoben! Das sei immer wieder lustig mit anzusehen gewesen, wie der Kapaun als geborener Nichtschwimmer die kleinen Entchen und Gänschen von den für diese Tierhaltung angelegten kleinen Teichen wegzulocken, ja sogar wegzuscheuchen versuchte. Für Entchen oder Gänschen sei aber so ein Teich oder Bach geradezu wie ein Paradies gewesen; die liefen immer wieder ins Wasser.

Ein Bauer in Unterapping erfuhr von ihr, dass man Gänse auch stopfen könne und dadurch ein viel saftigeres Fleisch dieser Gänse erziele. Da erste Versuche zu einem großen Erfolg führten, wurden zur Schlachtung und Verkauf bestimmte Gänse auf Wunsch der Kunden gestopft – also gewissermaßen zwangsernährt.

Nachteil dieser Gänsehaltung war, dass das Gefieder der Tiere etwas ramponiert wurde, weil diese Tiere das Einölen mit dem Sekret ihrer Drüsen vernachlässig- ten. Dass das Gefieder der Tiere wieder in Ordnung kam und seine schneeweiße Farbe zurückerlangte, war meine Arbeit. Ich trieb die Gänse dem nahegelegenen Bach zu und sorgte, dass sie sich ordentlich einölten. Natürlich mussten die Gänse nach dem ausgiebigen Bad im Bach auch wieder zurück in den gereinigten Stall, weil ja sonst die ganze Arbeit wieder vergebens geworden wäre.

Bloß einmal bei der letzten Stopfgans; ihr Federkleid war schon ziemlich schmutzig geworden, bekam ich einen ordentlichen Schreck. Ich trieb sie in einen sanft abfallenden Tümpel des Baches, doch statt dass sie spätestens zu schwimmen begonnen hätte, wenn ihr das Wasser bis zur Brust gereicht hätte, schritt sie zielstrebig weiter am Kiesboden des Bachbettes der Mitte des Tümpels zu.

Die dumme Gans wäre ertrunken, wenn ich sie nicht aus dem Bach herausgejagt hätte. Im Naturkundeunterricht erfuhr ich dann, Gänse können nur schwimmen, weil sie einen verhältnismäßig großen Auftrieb haben, wenn ihr äußeres Federkleid sorgfältig eingeölt ist.

© Philip 2019-05-10

Hashtags