von Marianna Vogt
«Holly, ich hoffe, dass du gestern gut nach Hause gekommen bist?“
„Ja, danke, hat alles bestens geklappt, Frau MĂŒller.“
Wie sieht dein heutiges Freizeitprogramm aus, Kindchen?» WĂ€hrend sie auf Hollys Antwort wartete, Ă€ugte Frau MĂŒller auf dessen Computerbildschirm.Â
Holly schmunzelte, dann antwortete sie: «In der Mittagspause gönne ich mir eine RĂŒckenmassage und am Abend hat mich Tante Mary zu einer AltstadtfĂŒhrung in ZĂŒrich eingeladen.»
«Nettes Programm. Ist Tante Mary die gute Fee, welche dir gestern die Badesachen ausgeliehen hat?»
«Ja genau, Tante Mary ist mein absoluter Lieblingsmensch!»
«Holly, ich habe dir fĂŒr morgen noch ein âSonderjöbliâ. Da du unsere Heimat nicht sonderlich gut kennst, fĂ€hrst du in die âGlasiâ nach Hergiswil und holst ein paar Weihnachtsgeschenke ab.»
«Die gesamten Unterlagen, Wegbeschrieb und Abholschein ĂŒbergebe ich dir am Feierabend.»
Nach der Mittagspause.
«Und wie war die Massage, Holly?
«Sehr gut, Frau MĂŒller. Die Masseurin hat mir sogar ein Weihnachtsgeschenk ĂŒberreicht. Schauen Sie!» Holly hob das SĂ€ckchen stolz in die Höhe.
Hollyâs Chefin betrachtete die TĂŒte eine ganze Weile, dann entgegnete sie: «Das ist eine ganz wunderbare Geste. Was hast du ihr denn geschenkt?»
Holly wurde ganz verlegen und antwortet: «Nichts.»
«SchĂ€mst du dich nicht, Holly? Aber hoffentlich hast du ihr wenigstens ein WeihnachtskĂ€rtchen geschrieben, das ist das Mindeste.»Â
«Das ist doch total altmodisch. In der heutigen Zeit schreibt man sich SMS und gut istâs», versuchte sie sich zu erklĂ€ren.
«Kindchen, deine Masseurin hat sich Zeit genommen, um dir ein wunderschönes PĂ€ckchen zu ĂŒberreichen, sie verdient es, eine Karte zu bekommen. Hier, nimm das.» Sie ĂŒberreichte Holly eine Zehn Franken Note. «Schicke ihr eine persönliche von Hand geschriebene Karte.»
«Was soll ich ihr denn schreiben, Frau MĂŒller?»
«Schreib, dass du froh bist, dass es sie gibt, dass sie eine gute Masseurin ist, so etwas in der Art.»
«Ach, das weiĂ sie doch selber und auĂerdem schreibe ich nicht gerne, schon gar nicht von Hand.» Holly verzog ihr Gesicht.
«So jetzt haben wir genug geredet. Machen wir uns an die Arbeit.» Frau MĂŒller verlieĂ das BĂŒro und Holly linste gedankenversunken zu ihrer WeihnachtsĂŒberraschung. Da entdeckte sie das rote KĂ€rtchen. Vorsichtig zog sie es aus dem SĂ€ckchen und las: Ăber jedem guten Buch muss das Gesicht des Lesers von Zeit zu Zeit hell werden. Christian Morgenstern
Als Holly sich von Frau MĂŒller verabschiedete, ĂŒberreichte sie ihr das MĂ€ppchen mit den Unterlagen mit dem Bahnticket und wĂŒnschte ihr einen interessanten Abend in ZĂŒrich.
Die Geschichte ist eine Mischung aus MÀrchen und RealitÀt!
Titelbild: WeihnachtsĂŒberraschung der Massagepraxis
© Marianna Vogt 2024-12-10