von Andreas Schwarz
Die Geschichte von der Motivation erzählt aus dem Leben eines Mannes weit vor unserer Zeitrechnung, dessen Wirken bis in die Gegenwart nachreicht.
Zu seinen Lebzeiten herrschten die Phönizier über das Mittelmeer. Zu Land und zu Meer galt das Recht des Stärkeren. Schiffe, die in die Reichweite ihrer Galeerenboote gelangte, waren bis auf wenige dem Untergang geweiht.
Einmal im Jahr veranstalteten die phönizischen Stadtstaaten ein Rennen um das schnellste Boot. Die Strecke zog sich zwischen den Städten Dor und Aruad, die eine Küstenlinie von 120 km voneinander trennte.
Gierig nach dem Siegeskranz trieben die Kapitäne ihre Mannschaften an. Die Einpeitscher, die mit ihren Peitschen den Takt der Ruderschläge vorgaben, schwitzten aus allen Poren. Die Männer an den Ruderbänken stöhnten unter den Hieben, die auf ihre Rücken niederprasselten. Nach der mörderischen Wettfahrt saßen sie knöcheltief im eigenen Blut.
Im Kampf um den Sieg ließen die Bootsführer die Hälfte der Ruderbänke unbesetzt, um Gewicht einzusparen. Der Rest der Mannschaft blieb der Wut des Einpeitschers ausgesetzt, der mit der doppelten Anzahl an Peitschenhieben auf sie einschlug.
Wer zu entkräftet war, um weiter zu rudern, wurde erbarmungslos über Bord geworfen. Viele Überlebende starben kurz nach der Zielankunft an ihren Wunden.
Eines Tages bekam ein junger Fürstensohn das Kommando auf einem der Schiffe übertragen. Bei seiner ersten Ausfahrt schritt er schweigend die Reihen der Ruderer ab.
Am Ende bestimmte er den schnellsten Ruderer, die Rolle des Einpeitschers zu übernehmen. Anstelle einer Peitsche übergab er ihm eine Trommel und erteilte ihm den Auftrag, sie im Takt seiner Ruderschläge zu schlagen.
Bei jeder Ausfahrt wiederholte sich das gleiche Spiel. Der beste Ruderer übernahm die Trommel. Im Rythmus seiner Trommelschläge pflügte das Schiff durch die Wellen.
Bald überboten sich die Männer gegenseitig, um den Platz des Trommlers einzunehmen.
Am Tag der Wettfahrt saß der beste Ruderer an der Trommel. Seine Kameraden standen ihm an Kraft und Eifer um nichts nach. Im Takt seiner Trommelschläge zogen sie die Ruder durch die raue See.
Uneinholbar enteilte das Schiff des jungen Kapitäns den anderen Booten, auf denen das Blut unter den Hieben der Einpeitscher in Strömen floss.
Es war ein strahlender Sieg. Der junge Fürstensohn stand am Bug des Schiffes als es im Hafen einlief. Im Takt des Trommlers feierten ihn die Männer an den Ruderbänken aus lauten Kehlen. Ihr Siegesgebrüll hallte wie eine Fanfare bis weiter hinter die Küste. Aus allen Landesteilen meldeten sich Freiwillige, um unter ihm zu dienen
Der Name des Fürstensohnes war Nebukadnezar. Die Welt sollte noch viel von ihm hören. Als König von Babylon eilte er von Sieg zu Sieg. In seinem Heer brauchte es keine Peitsche. Der tapferste Krieger schritt mit der Trommel im Schlachtfeld voran.
Im Takt seiner Schläge stürmten die Soldaten gegen den Feind und eroberten ihrem König ein riesiges Reich.
© Andreas Schwarz 2021-08-05