Die Zeolithheizung

Hermann Karosser

von Hermann Karosser

Story

Gerade mal 7 Jahre hatte unser GeschirrspĂŒler seinen Dienst verrichtet, jetzt macht er Mucken: Geschirr nass und kalt und auf dem Display steht „E 10“.

Vor dem Anruf beim Kundendienst steht die eigene Internetrecherche, vielleicht kann man’s ja selber reparieren. „E 10 – Fehler im Trocknungssystems – Zeolithheizung defekt“. Aha! Was noch? „Austausch Zeolithsystem ist kompliziert“!

Ich rufe also doch dort an, wo wir das GerĂ€t gekauft haben: „E 10 sagen Sie? Da geb ich Ihnen mal die Serviceabteilung“. Der freundliche Herr vom Service: „E 10! Wahrscheinlich ein Fehler in der Trocknung. Das mĂŒssen wir uns vor Ort anschauen. Ich geb Ihnen die Kollegin zur Terminvereinbarung“. Gesagt getan. „Es geht aber erst nĂ€chsten Dienstag“. „O.K., wir werden’s ĂŒberstehen“.

Der Servicemann kommt pĂŒnktlich, schaltet den GeschirrspĂŒler ein, drĂŒckt ein paar Tasten und kommt zu dem Ergebnis: „E 10 – Fehler im Trocknungssystems – Zeolithheizung defekt“. Hatte ich das Gleiche nicht bei meinem Anruf vor ein paar Tagen auch schon gesagt? – Er redet viel und gern. Beim nĂ€chsten GerĂ€t sollen wir eines ohne Zeolithsystem nehmen. – „Wie geht’s jetzt weiter“, ist meine ungeduldig gestellte Frage. „Ja leider kommt die Reparatur so teuer, dass man von einem ‚wirtschaftlichen Totalschaden‘ sprechen muss. Zu dem Preis kriegen Sie gut und gerne eine neue Maschine.“

Betretenes Schweigen. Dazu aufgefordert, unterschreibe ich einen Wisch, wonach das jetzt alles schon 50 EURO gekostet hat, wovon ich die HÀlfte wieder bekomme, wenn ich ein NeugerÀt bei der gleichen Firma kaufe.

Tags darauf machen wir uns auf zum Elektronikparadies. In der HaushaltsgroßgerĂ€teabteilung wird uns erklĂ€rt, dass die Maschinen eh alle baugleich sind, egal welche Firmenbezeichnung draufsteht „ausgenommen natĂŒrlich die M.“, der Mercedes unter den GeschirrspĂŒlmaschinen. – „Haben die ein Zeolithsystem?“, meine Frage. „Nein, die sind alle ohne“. Warum wohl? Wir kaufen schnell. Lieferzeit? „So vierzehn Tage etwa“.

Kurze Zeit spĂ€ter – wir hatten das GerĂ€t weiter benutzt – schlĂ€gt uns beim Öffnen der Klappe heißer Dampf entgegen und der Inhalt ist praktisch trocken. Sofort beschwere ich mich beim Elektroservice ĂŒber die Wunderheilung. „Ich schick Ihnen nochmal jemand …. das kostet dieses Mal nichts“, die schnelle Antwort. – Ein anderer Techniker hat eine Menge Equipment dabei, steckt an/aus, schaltet an/aus, PENG, da haut’s die Sicherung raus. „Schau’n Sie, wie am Ende das GerĂ€t schon ist, da werden Sie so und so keine Freude mehr damit haben“, sprach’s und verschwand. Hat der sie jetzt endgĂŒltig kaputt gemacht?

Vier Wochen nach Bestellung kam der neue GeschirrspĂŒler. Genervt vom vielen HandabspĂŒlen, ließen wir wortlos Installation und Inbetriebnahme ĂŒber uns ergehen. – Irgendwie ging mir aber ein Spruch nicht aus dem Kopf, mit dem mein Vater schon in den 1950er Jahren unsere Wegwerfgesellschaft kritisierte: „Schmeiß weg, Amerika gibt neu!“, sagte er immer.

© Hermann Karosser 2020-09-22

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