Die Gruft

Elisabeth Adensamer

von Elisabeth Adensamer

Story
Österreich

Auf meinem Schreibtisch liegt die Gärtnerrechnung.Ich mag sie gar nicht aufmachen. Ich bin mir sicher, es ist die Jahresabrechnung der Gruft. Letzte Ruhestädte meiner Vorfahren, über 20 Verstorbene. Heuer muss ich aufgrund der Wirtschaftslage mit 10 % Steigerung rechnen. Die Kosten setzen sich aus den Friedhofsgebühren und der eben erhaltenen Gärtner Rechnung zusammen. Mit mir beteiligt sich eine Person an den Kosten.

Das ist nicht die einzige Friedhofsgebühr. Es gibt daneben das Familiengrab meiner Mutter. Gleiche noch einmal bei meinem Mann wir sind ein großer Clan,4-mal Grabstätten mit Ahnen.

Wenn man davor steht, dann kann man Ahnenforschung betreiben. Da wird, was geboten Ich weiß seit meiner Kindheit, wer da aller drinnen liegt. Ich kenn’ mich aus.

Diese Gräber werden auch zu bestimmten Anlässen besucht. Es werden Kerzen angezündet und Blumen hingelegt.

Immer wieder werde ich mit der Frage konfrontiert: Macht das Sinn? Sind wir es den Ahnen schuldig? Ist es für unser Zugehörigkeitsgefühl notwendig, zeigt es uns, dass wir ein Glied in der Kette sind?

Wäre es sinnvoller, das Geld den Lebenden zukommen zu lassen? Ist es vielleicht Zeit Schluss zu machen? Oder wollen wir als Negativbeispiel den Friedhof von Mailand nennen, weit über den Tod hinaus sollen materielle Werte zeigen wie groß der Besitz ist.

Schluss damit, ein Ende der Kosten, die immer mehr werden.!!!

Die Zeiten sind vorbei, wo die Witwen jeden Tag auf den Friedhof gingen.

Es beginnen neue Formen der Bestattung, z. B. „Pax natura“ einmal wird bezahlt und damit ist den Verstorben Genüge getan. So steht das Gedenken an die Ahnen neben den Ansprüchen der Lebenden? Welche sind mehr zu berücksichtigen?

Als ich vor ein paar Monaten durch einen Park von Pax natura spazierte, hörte ich zwei Frauen über die Änderung der Bestattungsrituale reden“ Verscharrt, wie ein Vieh“, eine starke Aussage.

Viele Fragen, keine Antworten!

Vor ein paar Jahren wurde die Nachbargruft verkauft. Der Verkäufer nahm Kontakt mit uns auf und fragte, ob er auf seine Kosten das Gitter der Gruft streichen dürfte, zuerst schämte ich mich, dass das Gitter nicht in Ordnung sei, dann schrieb ich ihm und antwortete ihm, dass für uns die Lebenden immer wichtiger gewesen seien als die Toten.

© Elisabeth Adensamer 2024-02-20

Genres
Romane & Erzählungen