Die Hakoah und Friedrich Torberg

Jürgen Heimlich

von Jürgen Heimlich

Story

Die 1909 gegründete Hakoah ist ein jüdischer Sportverein, der aus mehreren Sektionen besteht. Im Laufe der Geschichte des Vereins erzielten Mitglieder große Erfolge. Hervorzuheben ist der Meistertitel im österreichischen Profifußball 1925. Aus der Sektion Wasserball ging wohl der bis heute bekannteste Sportler des Vereins hervor: Friedrich Torberg. Im Alter von 13 Jahren trat Friedrich Torberg schon der Hakoah bei. Eigentlich wollte er Fußball spielen. Doch die Fußballsektion war enorm populär und konnte keine Mitglieder mehr aufnehmen. Er entschied sich, die noch sehr junge Schwimmsektion zu verstärken. Als Wasserballer erzielte Friedrich Torberg große Erfolge. 1935 schilderte er in seinem Roman „Die Mannschaft“ die Erlebnisse von Harry und seiner Wasserballmannschaft. Den Fußballern aber setzte er mit seinem Essay „Warum ich stolz darauf bin“ im Jahre 1959 ein Denkmal.

Unmittelbar nach dem „Anschluss“ wurde die Hakoah von den Nationalsozialisten zerschlagen. Es sollte fast auf den Tag genau 70 Jahre dauern, bis sie auf einem Drittel des einstigen Areals in Wiens Prater zurückkehrte.

Es ist einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass ich schon bei der Rohbaugleichenfeier dabei sein konnte. Ich hatte mich als Fitnesstrainer beworben und erfuhr in einem Gespräch vom Ereignis. Ich kann mich noch gut erinnern, mit welcher Freude die Feier begangen wurde. Es gab eine kleine Führung durch das noch unfertige Sportzentrum und hernach wurde köstliches Essen gereicht.

Am 11. März 2008 dann also die Festivität der Rückkehr. Die geladenen Gäste wurden Zeugen einer einzigartigen Veranstaltung. So viele Jahre hatte die Hakoah auf ihre Rückkehr in den Wiener Prater warten müssen, und ich war mir dessen bewusst, welche enorme Bedeutung dies für die Geschichte des Vereins hat. Dass ich einer der Gäste war, verdankte ich wiederum meiner Teilnahme an der Rohbaugleichenfeier. Die Atmosphäre im Festsaal war sehr fröhlich. Die Menschen freuten sich, an diesem besonderen Ereignis teilnehmen zu können. Ariel Muzicant, damaliger Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Vertreter der Politik sowie der Präsident der Hakoah, Paul Haber, hielten Festreden. Als Höhepunkt erwies sich der Auftritt von Erwin Steinhauer, der Ausschnitte aus dem Theaterstück „Hakoah-führt!“ vortrug.

Dass es die Hakoah nunmehr wieder im Wiener Prater gibt und sich dort viele Sektionen gebildet haben, die offen für Menschen aller Religionen und Bekenntnisse sind, ist wunderbar. Interessant ist noch zu erwähnen, dass der SC Maccabi Wien der einzige jüdische Fußballverein Österreichs ist und dahingehend die Hakoah abgelöst hat. Hierüber gibt es, wie mir ein Vertreter der Hakoah erklärt hat, ein Einvernehmen.

(Hinweis: Dieser Text erschien erstmals am 25. Juni 2018 in der „Wiener Zeitung“. Ich habe ihn leicht adaptiert und nun Friedrich Torberg stärker einbezogen)

© Jürgen Heimlich 2021-01-22

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