Die Heldenreise

Päter_Runkverr

von Päter_Runkverr

Story

Ein für mein Umfeld gut hörbares Magengrummeln, lässt mich mit letzten Kräften zum leider nur wenig und unbefriedigend gefüllten Kühlschrank taumeln.

Meine Frau beobachtet das Geschehen und macht den lösungsorientierten Vorschlag eines hilfreichen, zeitnahen Einkaufvorgangs.

Diesem Vorschlag verweigere ich mich zunächst.

Meine Frau überredet mich routiniert mit gut klingenden Menüvorschlägen, bei denen ich mich für indisches Curry entscheide.

Ich überschreite inkl. Einkaufsrucksack die Schwelle der Wohnungstür, die meine Frau für mich lieb schauend hinter mir schließt. Es gibt kein Zurück mehr.

Im Stiegenhaus treffe ich den etwa gleichaltrigen Nachbarn, ebenfalls mit Einkaufsrucksack und hungrigem, mitfühlenden Blick und kurz vor dem Supermarkt einen topgestylten Businesstyp, der mir das Wagerl, das ich bereits anvisiert hatte, vor der Nase wegnimmt.

Im Einkaufsbereich angekommen, lese ich auf dem Einkaufszettel einen für mich nicht zu deutenden Begriff, befülle mein Wagerl zuerst mit den anderen benötigten Dingen und finde eine Supermarktangestellte mit mütterlichem Blick, die mir versichert „Kardamom“ sei bei den Gewürzen versteckt. Der wagerlwegnehmende Businesstyp steht natürlich in der Nähe, hört meine Frage, schüttelt verächtlich den Kopf und sagt: „Wie kann man das nicht wissen? Wir leben im 21. Jahrhundert. Smartphone vielleicht?! Google und so hm?“ „Hast ein Problem Gschissana?“ denk ich mir und frage freundlich: „Wollen Sie mir vielleicht suchen helfen?“ er reagiert irritiert: „Dafür hab ich jetzt echt keine Zeit. Ich will ja den Lerneffekt nicht zerstören.“ und zwinkert mir besserwisserisch zu. „Jemand mit ihrer Art scheint mir subfontanell spärlich möbliert zu sein.“ sage ich in weiterhin freundlichem Tonfall, während seine Gesichtsfarbe einen für mich befriedigenden Rotton annimmt. „Und? Was hab ich jetzt davon, dass ich Ihnen gezeigt hab, dass ich Fremdworte kenne, mit denen ich Ihren geistigen Zustand beschreiben kann ohne, dass Sie beurteilen können was das bedeutet? Hätten Sie mir einfach geholfen, wären wir beide gut gelaunt aus dem Supermarkt gegangen. Aber so…“ Er winkt ab und geht kommentarlos, während die Supermarktangestellte schulterzuckend den Kopf schüttelt.

Nach 15-minütig hungrigen Starrens vor dem Gewürzregal, liegt meine Beute in meinem Wagerl.

Am Heimweg schießt mir kurz vor der durch Hunger verursachten Ohnmacht, das Adrenalin durch die Freude über das erfolgreich gefundene Gewürz ein. Ich weiß jetzt, dass Kardamom ein Gewürz ist, das für ein gutes, indisches Curry unerlässlich ist.

Zu Hause angekommen, prahle ich stolz vor meiner Frau mit den gerade geschilderten Errungenschaften und erhalte als Belohnung ein köstliches Festmahl, nachdem ich in Heldenpose, die ich mir doch nur vorstelle, weil mit voller Wampe zu stehen echt anstrengend ist, wissend Richtung Horizont blicke. Es ist geschafft. Das Abenteuer Einkauf ist vollbracht.

© Päter_Runkverr 2020-10-09

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