Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt 1/2

Schattenfuchs

von Schattenfuchs

Story

Mein Leben trudelt, trudelt in einem Strudel, alles stürzt in sich zusammen, mein Leben zerbröckelt, ich verlier die Übersicht, verliere mich. Ich höre ihre Stimmen, gezischte Lügen, blutende Zungen. Ihre Augen sind kalt. Sie lügen und lügen, jeder Satz eine weitere Lüge, täuschen uns alle, zerstören unsere Welt, lügen uns vor, dass die Sonne noch scheint. 

Doch die Sonne ist auch nur ein glühender Feuerball, der zu explodieren droht, und dein Satz „Alles wird gut!“, ist die größte Lüge von allen. Du gaukelst mir vor es wirklich schaffen zu können. Sie bitten mich, es doch wenigstens einmal positiv zu sehen. Ich stolpere, werfe ihnen Steinen an den Kopf, und bete zu Gott, er solle sie doch sehen lassen. Wir sterben, die Welt geht unter. Ich verliere mich, verliere mich in dem Strudel, der sich Leben nennt. 

Ich bitte dich, geh nicht weg, leg meine Worte nicht beiseite, weil sie dir nicht sagen, was du hören willst. Ich frage dich, wie soll ich dir Hoffnung schenken, denn bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt; doch meine liegt verätzt in der Ecke. Die Welt geht unter und ich bitte dich, bleibe bei mir, lausche meinen Worten, meinem Lied des Leides. Meine Luft wird schwer, es zieht meine Lunge tief hinab ins Meer. Ich frage dich, wie ich atmen soll? Deine Worte treffen mich, schwarzes Blut, nicht rot, wie das der Opfer all unserer Kriege. Meine Worte treffen auch dich, attackieren dich, reißen deine Augen auf, doch du willst sie nicht sehen. Die Verzweifelten, die Toten unserer sinnlosen Kriege. 

Die Welt ist dunkel. Die Sonne ist auch nur ein glühender Feuerball, verdeckt von griffigen Wolken. Ätzender Regen trifft den Boden. Wir sterben, und du fragst mich, was mich hält, warum ich nicht fliehe, nicht aus unserem Land, nein aus unserer Welt. Mein Blick wird leer. Oh, du hörst mich, du lebensfroher Mensch, bist du bereit endlich meinen Worten, dem tanzendem Leid zu flogen. Dann lass mich dir sagen, was mich hält, hält in unserer kalten Welt. 

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, doch meine ist schon längst verreckt, keine Hoffnung mehr auf eine besser Welt. Die Welt ist grausam, und ich bin wütend, brenne, wie die Sonne. Ich und sie, nur glühende Feuerbälle, die drohen zu explodieren. Ein tiefer Wunsch, verknüpft mit Verzweiflung, nach einem Neubeginn, nicht in einer anderen Welt, nein keine andere, sondern diese Welt. 

Die Hoffnung stirbt, aber die Wut brennt. Sie brennt aus Überzeugung. Die Wut, sie tanzt in meiner Brust, kämpft um mein Überleben, doch es ist nicht, was mich hält, nicht annähernd. Ich höre deine Stimme, sie fragt mich, „Was hält dich?“. Mein Kopf kämpft, verwehrt mir den Zugriff auf jegliche Antwort. Ich schreie dich an, meine Worte sind wie Pfeile getunkt in ätzendes Gift. Ich reiße deine Augen auf und bitte dich zu sehen. Deine Augen sind weit geöffnet, warum möchtest du nicht sehen?

© Schattenfuchs 2023-08-31

Genres
Anthologien
Stimmung
Herausfordernd, Dunkel, Emotional, Hoffnungsvoll, Traurig
Hashtags