von Hannes Zeisler
Inspiration, Animation und Anregungen erfahre ich immer wieder beim Lesen der Storyone-Geschichten. Oft genügt ein Wort und es tauchen aus meinem Unterbewusstsein Erlebnisse auf, nicht nur schemenhaft, sondern ganz konkret. Vor kurzem war es das Wort “Schuh” und schon kribbelte es in meinen Fingern, eine Geschichte nieder zu schreiben.
Holzschuhe, von meinem Vater selbst hergestellt, begleiteten uns täglich zumindest bis zum Sonntag. Zum Messbesuch durften wir unsere einzigen Schuhe anziehen. Unbeliebt war das Putzen der Schuhe am Samstag, Immerhin waren es in unserer Großfamilie acht Paar! Obwohl ich körperliche Arbeit durch meine Mithilfe in unserer kleinen Landwirtschaft – alles händisch! – durchaus gewohnt war, hatte ich mit der Schuhputzerei keine Freude. Sogar in der Zeit im Internat in St.Pölten opferte ich gern einen Schilling von meinem kärglichen Taschengeld, wenn mir ein Kollege die Schuhe putzte! Später erledigte das meine liebe Frau!
Die Holzschuhe trugen wir auf unserem täglichen Schulweg nach Stift Zwettl (2 km). Im Winter ließen wir uns von unserem Schmied Zoan (nasal gesprochen – etymologisch gesehen, aus dem Mittelhochdeutschen ZEIN = Metallspange, auch Stab, wie mir erklärt wurde) anfertigen. Das waren Klampfen, also Rundeisen, die an den Enden zugespitzt und u-förmig gebogen wurden. Die schlugen wir in unsere Holzschuhe und fuhren im Winter damit zur Schule, was bei den glatten Straßen – es gab keine Schneeräumung – für uns Kinder einen großen Spaß bedeutete. Heimzu weniger, weil es bergauf ging!
Pro Holzschuh gab es meistens zwei Eisen. Zur Erprobung schütteten wir einmal auf einer Böschung Wasser auf, damit es glatter war. Wir stellten die Füße hintereinander und saßen mit dem Gesäß auf der Ferse. Das Gelände war wellig und ich erlitt einmal einen so heftigen Sturz, dass mir der Atem wegblieb! Die Eltern wussten zum Glück nichts davon!
Gegen Kriegsende waren vier Kinder aus Wien, zwei Buben und zwei Mädchen, wegen der Bombenangriffe mit ihrer Tante bei den Großeltern in meinem Heimatort Rudmanns untergebracht. Sie waren unsere Spielgefährten und machten alles mit, was wir inszenierten. Beliebt war im Sommer das Rutschen mit den Holzschuhen über Böschungen so lange, bis das Gras weg war und die Erde herausschaute. Damit das Gleiten schneller vonstattenging, schütteten wir Wasser hin. In dem entstanddenen “Gatsch” rutschte es sich besonders flott!
Die zwei Wiener Buben waren mit von der Partie, meinten aber: “Unsere Tante hat gesagt, wir dürfen zwar nass, aber nicht schmutzig werden!” Unterhalb der Böschung floss ein Bach und die zwei Buben, etwas ungeschickt, landeten jedesmal im Wasser. Die schmutzigen Socken wuschen sie dann darinnen aus, weil die Nässe, laut Tante, keine Rolle spielte!
Manchmal hielt das Holz bei den Schuhen den Zoan nicht stand und brach auseinander. Der Vater hatte dann wenig Freude damit, weil er wieder neue Holzschuhe anfertigen musste!
© Hannes Zeisler 2021-05-16