Die Hummel Hummelluff

Es war wieder Frühling mit extremer Trockenheit. Die ersten Föhntage waren in Süddeutschland angekommen. Die Tulpen blühten bereits in vielen Gärten prächtig. Vereinzelt warfen die Magnolien ihre farbenfrohen Blütenblätter ab. Ich dachte mir, was für eine schöne Sauerei. Wir in der Familie waren uns einig, dass die Magnolien für zwei Wochen sehr schön anzuschauen waren, doch aber lieber nicht im eigenen Garten.

Ich war in unserem Park am Weiher spazieren. Überall zwitscherten die Vögel in den unterschiedlichsten Sprachen. Es summte und brummte in den Blumenbeeten. Da folgte ich dem lauten gleichmäßigen Brummen, welches aus einem Busch herüber dröhnte. Mir war klar, dass eine Hummel die Geräusche machte. Ich hatte sofort einen Namen auf den Lippen. Hummelluff! Der Phantasiename entstammte in Anlehnung an einer Fantasy Animationsserie, die gerade wieder beliebt wurde. Da sah ich sie zwischen den rosaroten kleinen Blütenspitzen hin und her fliegen. Sie flog kopfüber auf eine der vielen Blüten zu. Wie das physikalisch ging, konnte ich mir nicht erklären. Mit viel Schwung landete Hummelluff auf einem etwas größerem Blatt und krabbelte auf die anstehende Blüte.

Ich überlegte, dass ich irgendwo einen Artikel über Hummeln gelesen hatte und das die männlichen Hummeln einen gelben Halskranz bzw. einen gelben Büschel auf dem Kopf trugen. Ich musste unwillkürlich lächeln, weil ich mir so einen Punker vorstellte. Hummelluff sein Fell war ein wenig zerzaust, was mein Kopfkino verstärkte, wobei mein Lächeln in ein unterdrücktes Lachen überging. Ich wollte „IHN“ ja nicht erschrecken. Mit einem überlauten Brummgeräusch wechselte Hummelluff seinen Platz. Er schien keine Eile zu haben, sodass ich mich ihm ganz langsam näherte. Plötzlich hob Hummelluff wie zur Warnung ein Bein. Da wusste ich, dass es wirklich ein Männchen ist. Mir fiel der Artikel mit dem Bein heben wieder ein, wo die männliche Hummel beschrieben wurde. Weitere Merkmale waren die längeren Fühler mit 13 statt 12 Segmenten und der fehlende Stachel.

Nun hatte ich genug gesehen und ließ meinen neuen, etwas pelzigen Freund in Ruhe. Ich nutzte die Parkbank, um das Geschehen aus der Reserve zu beobachten. Hummelluff fand Gefallen an meiner Nähe und flog von Blatt zu Blatt. Dabei dachte ich an uns Menschen bei der Parkplatzsuche in der Großstadt und musste wieder lächeln. Ich nahm das eifrige Vogelgezwitscher in dem Kirschlorbeer und in den Bäumen nicht mehr aktiv wahr. Ich konzentrierte mich voll auf das Brummen von Hummelluff. Das Brummen war für mich ganz schön laut. Wie mag er es denn selber hören? Bei der Vorstellung einer Hummel mit fetten Ohrschützern auf dem Kopf, wie die, die auf dem Bau getragen wurden, grinste ich wieder in mich hinein.

Ich schaute noch eine Viertelstunde zu. Auf dem Weg nach Hause nahm ich mir vor noch einmal zu recherchieren, wie Hummeln es trotz der Körperfülle und den kleinen Flügeln schaffen, fliegen zu können. Dabei werde ich zukünftig für Dinge, welche mir unmöglich erscheinen, an folgende Metapher denken: „Sei eine Hummel“.