Die Idee (Revolution Part 1)

Scipio

von Scipio

Story

Ich zählte die letzten Münzen, die ich noch hatte, zusammen und ging all die schönen Dinge durch, die ich mir davon hätte kaufen können. Mit der Summe, hätte meine Familie eine Woche lang nicht hungern müssen, doch Steuern waren eben Steuern. Der nach Alkohol stinkende Steuereintreiber riss mir die Münzen aus der Hand und verscharrte sie in seinem fleckigen Beutel. Ich lehnte meinen Kopf ein Stück weit aus der Tür und beobachtete meine Nachbarn. Auch vor ihren Türen standen diese ungewaschenen Hunde des Königs, heute sogar mit einer Handvoll Soldaten.

„Reine Vorsichtsmaßnahme.“, krächzte der Steuereintreiber, als er meinen Blick nach draußen bemerkte.

Ich nickte ihm lediglich zu und schloss die Tür vor seiner Nase. Noch im selben Moment, hörte ich das Schluchzen meiner Mutter. „Wie sollen wir denn bis nächste Woche durchhalten?“, fragte sie und warf sich in den Arm meiner Schwester.

Mein Vater saß am Esstisch und starrte Löcher in sein Bier. Letztes Jahr war er mit vielen anderen auf die Straße gegangen, um gegen die Steuererhöhung zu demonstrieren. Er war ein sehr lauter, aber ehrlicher Mann, der einem ins Gesicht sagte, wenn er ein Problem mit dir hatte. Noch am selben Tag, verhafteten sie ihn und behielten ihn für drei Wochen in Gewahrsam. Als er frei kam, sprach er kein Wort mehr und traute sich auch nicht mehr auf die Straße, solange die Soldaten in Sichtweite waren. Ich weiß nicht, was sie ihm angetan hatten, aber sie hatten ihn gebrochen, genau wie all die anderen Väter auf der Straße, die für ihre Familien einstanden.

Wir gingen alle anders mit der Situation in unserem Land um. Mein Vater schwieg, meine Mutter lebte in Angst und meine Schwester versuchte das Beste aus allem zu machen. Doch was war mit mir? Wie sollte ich mit der Situation umgehen? Sollte ich lieber schweigen, wie mein Vater? Schweigen, damit der Staat, damit der König nicht auch mich holte? Sollte ich naiv wie meine Schwester alles hinnehmen und Bitte und Danke für den Rest meines Lebens vor mir her dichten, um den Bessergestellten kein Dorn im Auge zu sein?

Nein. So konnte das alles nicht weitergehen. In anderen Ländern, erhoben sie sich auch zu tausenden, um der Ungerechtigkeit durch die Krone Widerstand zu leisten. Ein König sollte seinem Volk dienen, nicht das Volk dem König. Die Wohlhabenden sollten den Armen helfen, statt sie bis zum Tode schuften zu lassen. Es musste gehandelt werden.

Noch am selben Abend, traf ich mich mit meinen Freunden in einer kleinen Kneipe, wenige Straßen von meinem Zuhause entfernt. Die Steuereintreibung war an diesem das Hauptthema und wir alle stimmten den klugen Worten Pierres zu: „Das Königshaus lässt uns einfache Bürger verhungern und verarmen, während Prinzessin Theresia ein eigenes Schloss nur für ihre Puppen bekommt! Unser König dient nicht seinem Volke, er spielt mit uns, führt uns an der Nase herum und verpulvert uns in sinnlosen Kriegen gegen seine eigene Familie! Ich sage, wir erheben uns, wir leisten Widerstand und stehen für unser Recht ein, zu leben! Das hier ist kein Protest, das hier, ist eine Revolution!“

© Scipio 2023-07-03

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Hoffnungsvoll, Inspirierend, Angespannt
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