von Damir Strbac
Mein Inneres ist sehr lebendig, die meiste Zeit jedenfalls. Durch Meditation habe ich gelernt, die Stimmen auszuschalten, mit Geduld und Zeit gelingt mir das ganz gut. Vorher aber verarbeite ich den ganzen Tag lang, was ich alles erlebt habe und mache Platz dafür in meinem Kopf und in meinem Herzen. Zu bestimmten Zeiten sprechen dann beide mit mir, besser gesagt sie unterhalten sich und ich höre zu und beobachte. Ich habe das Gefühl, Herz und Verstand agieren komplett selbständig, als würden sie nicht zu mir gehören und trotzdem sind sie Teil von mir. Manchmal glaube ich sogar, sie wissen gar nicht, dass ich auch da bin und zuhöre.
Sie sind sich oft uneinig, haben aber dennoch einiges gemeinsam. Beide meinen, sie wissen es besser und beanspruchen die Intuition für sich. Von ihren Entscheidungen hängt ein Leben ab, also meines. Der Verstand ist der vorsichtige, darauf bedacht, dass ich aufpasse, dass mir nichts passiert und dass ich nicht verletzt werde. Mein Herz ist mutig, immer darauf aus, Neues auszuprobieren und zu riskieren. Egal worum es geht, schiefgehen kann es immer noch. Immer bereit zu lernen und die Lehren dem Verstand zu überlassen, um dann wieder mit dem Kopf durch die Mauer zu gehen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Solche Gespräche können sehr kurz sein, aber auch sehr lange dauern. Je wichtiger die Entscheidung ist, die ich zu treffen habe, desto länger ist die Unterhaltung zwischen Herz und Verstand. Oft bin ich dann überfordert und weiß erst nicht, was ich machen soll und treffe dann ganz spontan eine Entscheidung. Ganz so, wie es sich mein Herz wünschen würde. War es eine schlechte Entscheidung, kümmert sich mein Verstand um die Verarbeitung. So unterschiedlich Herz und Verstand entscheiden mögen, die Mischung macht es aus. Es lohnt sich auf beide zu hören, denn beide wollen das beste für mich. Und das ist so wie ich es mir für mich wünsche.
Alles, was Herz und Verstand sagen, ist Teil der Erfahrungen, die ich bisher in meinem ganzen Leben gemacht habe. Alle guten und schlechten Erfahrungen sind da, die Summe aller Begegnungen und Gespräche, alle Eindrücke, die ich gewonnen habe, alle Gefühle, die ich in mir trage. Alles, worüber ich mir Gedanken mache und was ich dabei empfinde, findet sich in diesen Gesprächen wieder. Es sind meine Gespräche, denn das meiste, das ich in meinem Kopf und meinem Herzen trage ist still und unsichtbar. Ich glaube, dass jeder Mensch in seinem Herzen Geschichten hat, die er für sich behält und niemals jemandem erzählen wird.
So ist die innere Stimme immer da, auch wenn es Zeiten gibt, wo ich sie nicht hören kann. Mit der Zeit lerne ich, sie zu kontrollieren und dorthin zu lenken, wo ich sie haben möchte und brauche. Das ist nur möglich, wenn ich Ruhe habe und aufmerksam in dem Moment bin, den ich gerade erlebe. Für diesen Moment habe ich meinen Frieden und das fühlt sich gut an.
© Damir Strbac 2024-05-02