von Susanne Rohrer
Tag 226
Es ist etwas passiert!
Als ich von meinem letzten Treffen mit Tony nach Hause zurĂŒckkam, fand ich mein Zimmer nicht wie gewohnt leer vor. Ra’She wartete auf mich und das gefĂ€hrlich rote Schillern der etwas breiteren Schulterpartie meines kommandierenden Offiziers verhieĂ schon bei meinem Eintreten nichts Gutes!
Offenbar hatte ich eine Grenze zu viel ĂŒberschritten. Vielleicht war es die KĂŒrze meiner Berichte, vielleicht auch die mangelnden neuen Erkenntnisse, Ra’She verriet es mir nicht. Alles, das ich wissen sollte, war, dass mein âFehlverhaltenâ entdeckt wurde und geahndet werden wĂŒrde!
Zu sagen, dass mein kommandierender Offizier mich tadelte, wĂ€re eine Untertreibung, denn wie ein Menschen-Vater seiner missratenen Tochter den Kopf zurechtrĂŒckt, so lieĂ Ra’She kein gutes Haar, weder an mir, noch an Tony und lieĂ weder meinem abwesenden Freund, noch mir eine Gelegenheit uns zu verteidigen oder zu erklĂ€ren. NaturgemÀà waren RaâShes Worte ruhig und ich konnte die Logik der gegen mich, gegen uns, gerichteten AusfĂŒhrungen nicht bestreiten. Umso schlimmer war es auch fĂŒr mich meine Schuld einzugestehen und mich Ra’Shes Urteil zu fĂŒgen.
So wurde ich vor die Wahl gestellt meinen Rang und meine Position zu behalten, âso unmaĂgeblich sie auch seiâ, wie Ra’She meinte, oder so bald wie möglich in Schande in die Heimat zurĂŒckzukehren. Damit hĂ€tte ich nicht nur jede Möglichkeit verloren je wieder an einer Expedition wie dieser teilzunehmen, auch der Ruf meiner Eltern wĂ€re irreparabel geschĂ€digt, von ihren endgĂŒltig gestorbenen Hoffnungen was meine Karriere und mich angeht ganz zu schweigen.
Von der dritten Alternative sprach nicht einmal mein kommandierender Offizier, denn sie ist eigentlich undenkbar und seit Jahrhunderten nicht mehr angewendet worden. Niemand wĂŒrde diese freiwillig wĂ€hlen.
So gesehen lag es vielleicht bei mir es auszusprechen, aber in Wahrheit hatte ich keine Wahl. Ich murmelte eine Entschuldigung, von der ich genau wusste, dass sie Ra’She nichts bedeuten wĂŒrde, um dann das Urteil zu akzeptieren und offiziell um meine Rehabilitation zu bitten.
© Susanne Rohrer 2021-06-06