Die Invasion der Vorhäute – Volume 2

Stefan Feinig

von Stefan Feinig

Story

Die Menschen sind nicht plötzlich und über Nacht so empfindlich geworden.

Empfindlich!

Die Menschen haben sich in Bananen transformiert, kommt mir plötzlich eine Theorie. Und diese hat nichts mit dem Velvet Underground Poster über ihrem Bett zu tun.

Andy Warhol hatte es leicht, schweife ich weiter ab. Der war, soviel ich weiß, asexuell und hatte somit nicht viel Verwendung für seinen Dödel, der Glückliche. Alle anderen müssen sich permanent darum bemühen dieses verdammte Ding zwischen ihren Beinen leistungsbereit zu halten.

An einem bestimmten Punkt, nein, schleichend, schleichend sind die Menschen zu Obst geworden, Obst. Eine verrückte Theorie. Aber sie macht irgendwie Sinn, während ich so enttäuscht an mir herabblicke.

Obst!

Ich bin eine Banane, eine gottverdammte Banane, ein Wesen, das an einem Punkt, nein, schleichend, das sich schleichend in eine Banane degeneriert hat. Einst fest, hart, stabil, robust und phallisch, beschützt vom Schutzschild der Schale, hat sich an einem Punkt, nein, hat sich schleichend, schleichend, verdammt noch mal, mein Wesen desintegriert und ist weich geworden, weich.

Weich!

Diese softe Kultur, deren Essenz mich abstrakt an Eis im Sommer denken lässt, ist vorbeigekommen und hat an einem Punkt, nein, hat schleichend dieses feste und harte Biest in meinem Inneren zu modellieren begonnen. Und diese Kultur war unzufrieden damit, wie es war, dieses Biest. Es war dieser Kultur, die plötzlich, nein, die schleichend so soft wie Eis im Sommer geworden ist. Und dann, an einem Punkt, nein schleichend, bin dann auch ich genauso geworden, wie diese Kultur mich haben wollte. Soft!

Diese Kultur, mit ihrer Softeis-Ideologie und ihrem Haribo-Zeitgeist, hat angefangen meine harte Schicht herunter zu pellen, Schicht um Schicht. Diese Eiscreme-Kultur wollte mit ihrer neuen Empfindsamkeit, welche überall propagiert worden ist, die weiche, sanfte, feminine Seite dieses harten und unerbittlichen Monsters in mir hervorholen. Und so wurde geschält und geschält, bis die Menschen plötzlich ohne Schale dastanden. Und von diesem Augenblick an, sind sie nackt der Umwelt ausgesetzt, mit ihren ungeschützten und entblößten Eiern im Wind baumelnd.

Genauso hat man es auch mit dem Pfirsich gemacht. Dieser wurde aufgerissen und entweiht.

Der Apfel: geschält, geschändet und besudelt.

Die Zitrone: achtlos ausgepresst.

Und die Trauben?

© Stefan Feinig 2021-04-08

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