„Die ist auch eine von denen.“

Denise Raisp

von Denise Raisp

Story

Klar, von welchen bin ich denn eine? Ich sehe da nur eine Spezies, der ich angehöre und das ist die der Menschen, genau wie ihr. Wir neigen dazu uns in Untergruppen zu kategorisieren, andere werden schlecht gemacht, weil sie nicht der Norm entsprechen oder ihre Meinung vertreten, deshalb vermeide ich das. Ich könnte in diesem Sinne eine von vielen sein, aber ich habe mich entschieden, dass ich mein Leben auf die Weise leben möchte, wie ich es für richtig halte.

Ich habe das Glück, dass meine Eltern akzeptieren, was ich mache. Seit über einem Jahr lebe ich vegetarisch und koche für mich selbst, da ich den Geschmack von Fleisch nicht mag und nicht mehr bereit bin Tierleid zu unterstützen. Sie akzeptieren mein Handeln und ich akzeptiere, dass sie Fleisch mögen und keiner von uns zwingt dem anderen etwas auf. Ein weiteres Beispiel ist, dass ich die Schule abgebrochen habe, nach sieben Jahren im Gymnasium und das, nachdem ich ein Jahr wiederholt habe. Es gab keinerlei Vorwürfe warum ich diese Entscheidung nicht früher getroffen habe und daran erkenne ich was ich für ein riesiges Glück habe, denn andere werden dazu gedrängt, dass sie die Matura machen müssen.

Zu einem Punkt muss ich in diesem Buch noch Stellung nehmen, da es mich in letzter Zeit sehr beschäftigt hat und es ohnehin weit verbreitet ist. Wenn man Menschen in Schubladen stecken will, könnte man sagen, dass ich ein Teil davon bin, es geht um die Lgbtq+ Community. Ich habe meine Meinung heuer beim Redewettbewerb präsentiert und den 5. Platz erreicht, worüber ich mich sehr freue, in dieser Rede habe ich mich geoutet, genau wie ich es jetzt tu. Vielen sagt es vielleicht nichts, aber ich bin asexuell und deshalb musste ich mich schon mehrmals vor meinem Umfeld rechtfertigen. Oft wurde es als Phase abgetan und meine Freunde schauten mich irritiert an, aber was genau ist daran schlimm? Es ist keine Entscheidung, die ich von heute auf morgen getroffen habe, sondern worüber ich lange nachgedacht habe und mich informiert habe, bis mir klar geworden ist, dass ich keinerlei sexuelles Verlangen spüre. Ich schreibe und spreche darüber, weil es für mich kein Tabuthema ist, ich sehe es auch als normal, wenn Frauen auf Frauen stehen oder Männer auf Männer. Asexuell heißt nicht, dass ich sexuell abstinent bin, mir fehlt kurz gesagt das Verlangen danach mit einem Jungen zu schlafen, übrigens bewusst Junge, denn ich bin heterosexuell und könnte mir selbst nichts mit einem Mädchen vorstellen. Hierzu werde ich kurz Stellung zur Einleitung und dem Schluss meiner Rede nehmen, weil es dabei stark um Akzeptanz geht.

„Laut der katholischen Bibel waren Adam und Eva die ersten Menschen auf der Erde, aber es hätten genauso Eva und Gertraud oder Adam und Ben sein können. Was damals nicht der Norm entsprach muss nichts mit dem jetzt zu tun haben. Wenn Eva heute meinen würde, dass sie in Wahrheit Lukas ist, wäre das ebenso richtig.“

© Denise Raisp 2021-07-25