von Anita Zöhrer
âDu wirst doch wohl nicht ernsthaft um dieses StĂŒck ScheiĂe trauern?â, verhöhnte mich meine Freundin.
âWarum? Warum hast du das getan?â
âWas fragst du so blöd?â
Meine Freundin trat dem Mann in die Seite und er stöhnte auf vor Schmerz, verlor mehr und mehr Blut. Dass er um sein Leben kĂ€mpfte und ich nichts fĂŒr ihn tun konnte, zerriss mir das Herz. Ich wollte ihn nicht gehen lassen, wollte nicht, dass er starb, sah auch nicht ein, weshalb er es verdient haben sollte.
Der Himmel fĂ€rbte sich feuerrot und tauchte die Landschaft in ein dunkles Orange. FeuerbĂ€lle fielen aus den Wolken hernieder und setzen die Pflanzen in Brand. Die Tiere brachen in Panik aus und stĂŒrmten wie wild umher, suchten Schutz vor der herabfallenden Gefahr.
âHauen wir ab!â
Schnell eilte meine Freundin zu ihrem Pferd zurĂŒck, wĂ€hrend der Mann dasWort Sternenstaubwiederholte.Nun wurde mir klar, was er mir sagen wollte. Ich schnappte mir einen Stein, lief meiner Freundin hinterher und schlug ihr damit so fest auf den Hinterkopf, dass sie ihr Bewusstsein verlor und zu Boden sank. Ich durchsuchte ihre Taschen und in ihrer Jacke fand ich es: das PĂ€ckchen mit dem Sternenstaub, von dem sie mir erzĂ€hlt hatte.
Der Mann war ebenfalls bewusstlos geworden und rĂŒhrte sich nicht mehr, als ich zu ihm zurĂŒckkehrte. Konnte es denn wirklich möglich sein, dass der Tod sterben konnte? Mit zittrigen HĂ€nden öffnete ich das PĂ€ckchen und leerte es ĂŒber seine Wunde, hoffte instĂ€ndig, dass es auch wirklich funktionierte. Der Sternenstaub rieselte herab und verschwand in dem vielen Blut, das bereits ausgetreten war, und ich wartete, wartete umsonst. Nichts geschah. Der Tod starb und mit ihm seine einst heile Welt, die um uns immer weiter in Flammen aufging.
© Anita Zöhrer 2021-02-21