Die Jagdprüfung

Bader

von Bader

Story

An einem lerngeschwängerten Tages kam es dazu, dass Studienfreund Fritz mich fragte, ob ich nicht auch Lust auf die Ablegung der Jagdprüfung hätte. Das wäre doch eine Abwechslung zum monotonen Strebern, zumal der theoretische Jagdunterricht auf der Uni abgehalten werde und lustig könnte es außerdem sein, meinte Fritz.

Ich war jagdlich gesehen ein „Spießer“, ein einjähriger Rehbock, ein Jungspund, der in jede Falle tappt, mit jugendlichem Leichtsinn so manches im Leben riskiert und alles ihm gebotene schonungslos auskostet, auch wenn es ihm manchmal zum Schaden gereicht.

Fritz jagte am Ende der Studienzeit nur auf zweibeinige Hasen, er unterbrach, besser gesagt seine Hasen unterbrachen andauernd telefonisch unsere gemeinsamen intensiven Lernbemühungen, um mit ihm ein nächstes Rendezvous zu fixieren. Fritz wusste oftmals nicht mehr, wie er alle seine Mädchen unter Dach und Fach bringen sollte, mir konnte er keine abgeben, war ich doch zu diesem Zeitpunkt schon im Hafen der Ehe gelandet und somit nicht mehr verfügbar.

Da mein Studienfortschritt, wie schon erwähnt, damals ohnehin nicht den Erwartungen meiner Eltern entsprach und somit bei mir nicht großes Selbstbewusstsein aufkommen ließ, willigte ich in seinem Vorschlag freudigst ein, vielleicht sollte eine jagdliche Ausbildung sogar als Tierarzt einmal Verwendung finden.

Ich brauchte zur Beruhigung der angespannten familiären Situation unbedingt ein Erfolgserlebnis.

Wir belegten einen Jagd Kurs beim Niederösterreichischen Jagdverband, am Flötzersteig in Wien. Dort gab es eine Unzahl „ausgestopfter“, heute würde ich sagen präparierter Vögel, Marder, Fuchs und Hase waren auch dabei.

Die Bedeutung unseres Studiums glitt in die zweite Reihe ab. Rinderseuchen und Geburtsschwierigkeiten beim Schwein, Legenot bei der Henne und Läufigkeitsverschiebung bei der Hündin, all das hatte momentan keine Bedeutung für Fritz und mich. Es war für uns nichts wichtiger, als der Jagdkurs und das Flintenschießen auf einer Burg bei Baden bei Wien. Selbst die Anzahl der Anruferinnen bei Fritz verringerten sich, was wohl ebenfalls auf unser intensives Studium der Jagd zurückzuführen war.

Wir hatten eine riesige Freude mit dem Jagdkurs und bald schon rückte der Termin der Jagdprüfung heran.

Am Vorabend vor der Jagdprüfung hat mir Sylvia, meine jagdliebende Frau noch einige Prüfungsfragen gestellt. So unterstellt sie mir heute noch, ich hätte auf ihre Frage „was ist der letzte Bissen?“ geantwortet: „das ist halt das Futter, das von dem Tier zum Schluss gefressen wurde“.

Fritz und ich bestanden die Jagdprüfung mit Bravour. Somit konnte ich auch die Kritik meiner Eltern mit einer weiteren abgelegten Prüfung ein klein wenig ruhig stellen.

Ab diesem Zeitpunkt war ich, wie jeder am Anfang seiner jagdlichen Ambitionen, hoch motiviert, begeistert von Flora und Fauna, jedoch ohne praktischer Erfahrung mit Praxis und Umgang mit einem höchstsensiblen Ökosystem.

© Bader 2020-07-28

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