von KSG
Es war der 09.05.2025 im RE von K. nach F. Der Zug war voll. Planmäßig um 20:34 Uhr hielt er in L. Die junge blonde Frau stieg ein, stieg wieder aus und blieb vor der noch geöffneten Zugtür stehen. Sie trug eine teuer aussehende große dunkle Sonnenbrille, ihr Gesicht war gerötet. Es war sehr warm an diesem Tag. Sie hatte ihr Gesicht nach unten geneigt, auf ein Handy in einer rosa glitzernden Hülle, das sie in der einen Hand hielt. In der anderen Hand hielt sie einen Becher. „Wo willst du hin?“, fragte der Mann, der schon ein paar Stationen früher zugestiegen war, der ein Fahrrad mit im Zug hatte. Er stand an der Zugtür. Sie bewegte die Lippen, ich konnte nicht verstehen, was sie sagte, dann taumelte sie. Ich schaute absichtlich an ihr vorbei. Andere schauten ebenfalls extra zur Seite, wieder andere schauten sie neugierig direkt an. „Das ist richtig, das ist der nächste Halt, steig ein“, sagte der Mann und half ihr beim Einsteigen. Sie war jung, ich konnte ihr Alter schwer schätzen. Vielleicht vierzehn, vielleicht schon zwanzig Jahre alt. Sehr hübsch, chic angezogen. Ihre langen blonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden, aus dem sich bereits einige Haarsträhnen gelöst hatten. Der Zug fuhr weiter. Sie schwankte und setzte sich dann auf einen Platz, der noch frei war. Sie lehnte sich erst langsam vor, dann wieder ganz langsam zurück und lehnte den Kopf an die Scheibe vom Zug Fenster.
Man muss die Polizei rufen, sagte eine Frau leise. Ein anderer Passagier sagte, nicht die Polizei, lieber den Rettungsdienst. Sie ist doch total betrunken, oder sie hat gekifft, sagte die Frau. Der Zugbegleiter wurde gerufen. Er fragte die junge Frau, wo sie aussteigen wolle. Sie reagierte nicht sofort und sagte schließlich, dass sie in C. aussteigen will. Das war die nächste Station. Ihr Handy viel ihr aus der Hand. Jemand soll das Handy nehmen und eine der Nummern anrufen, vielleicht die Wahlwiederholung, schlug eine Frau vor. Das darf man nicht, sagte eine andere Frau. Ein Mann sagte zum Zugbegleiter, er solle ihr beim Aussteigen helfen. Der Mann mit dem Fahrrad nahm ihr Handy, gab es ihr und sagte, er müsse auch gleich aussteigen und er kann ihr dann helfen jemanden anzurufen. Der nächste Halt kam. Der Zugbegleiter half ihr beim Aussteigen. Dann stieg der Mann mit dem Fahrrad aus und der Zugbegleiter stieg wieder ein. Auch andere Leute stiegen ein. Im Zug wurde kurz über das arme junge Ding geredet. Was alles hätte passieren können. Der Zug setzte sich in Bewegung. Einige schauten noch einmal auf das junge Mädchen mit den blonden Haaren und der Sonnenbrille, das kaum stehen konnte. Sie hielt sich am Fahrrad fest. Der junge Mann stand mit dem Rücken zum Zug. Er hatte das rosa glitzernde Handy in der Hand. Sicher würde er jetzt Hilfe holen. Wahlwiederholung drücken, jemand anrufen, um sie abzuholen. Damit war für die Leute im Zug alles erledigt. Der Zugbegleiter kontrollierte die Fahrkarten. Der Zug war wieder unterwegs. Es ging planmäßig weiter.
Der Mann mit dem Fahrrad lächelte und schaltete ihr Handy aus. „Du hast Glück“, sagte er, „gleich geht es dir besser“.
Etwas später wurde der Rettungsdienst gerufen, man hatte eine junge Frau gefunden. Auch ein Handy konnte gefunden werden. Die letzten gewählten Nummern wurden kontrolliert. Die Polizei sucht nun Zeugen.
© KSG 2025-05-13