Die Karma-Decke

Fast jeden Tag auf meinen Weg in die Arbeit brachte er mich mit einem lustigen Spruch zum Schmunzeln. Egal wie trostlos das Wetter auch war, er stand da und strahlte eine Fröhlichkeit aus die die Sonne scheinen ließ

Im Laufe der Jahre sind mir schon viele lustige Augustinverkäufer begegnet. Doch dieser hier war einer der freundlichsten.

Manchmal blieb ich nach der Arbeit bei ihm stehen und wir unterhielten uns.

Er zeigte mir Fotos von seiner Tochter und verriet mir, dass er gerade darauf wartete, für immer in unserem Land bleiben zu können. Bis dahin wohne er, mit fünf anderen Wartenden in einem kleinen Zimmern.

Es war Winter, und ich hatte mir schon länger überlegt eine meiner selbstgehäkelten Decken her zu schenken. Nur wohin? Die Kleidertonnen kamen für mich nicht in Frage, da die Sachen bei uns meistens ausgeleert am Boden lagen. Mit meinen schmerzenden Beinen achtete ich darauf wirklich nur die Wege zu gehen, die ich zurücklegen musste. Also schieden die Häuser für Bedürftige auch aus.

Also sprach ich kurzerhand meinen Freund den Augustinverkäufer an, in der Hoffnung, dass er jemanden kennen würde, der eine Decke gebrauchen könnte. Wie sich hera²usstellte besaß er selber nur eine dünne Decke, und es war sehr kalt in seinem Zimmer, und würde sich sehr über eine Zweite freuen.

Am nächsten Tag schleppte ich den großen Sack zu seinem Stammplatz. Als er die Decke betrachtete begannen seine Augen zu leuchten. Er konnte sein Glück kaum fassen und frage mich immer wieder warum ich ihm denn so eine tolle Decke schenkte. Ich hatte in meiner Häkellust einfach eine mehr gehäkelt als ich brauchte. Der Mann versicherte mir er würde seinen neuen Schatz überall hin mitnehmen. Egal wohin es ihn verschlug.

Drei Wochen später trat ein Mittglied aus meiner Familie einen langen Rückweg nach Hause an. Er musste mehrere Flugzeuge besteigen und sich schließlich einen Leihwagen mieten. Doch nach zwei Stunden Autofahrt merkte er, dass er durch die lange Reise nicht mehr fähig war das Auto zu lenken. Auf einem Rastplatz versuchte er es sich, für die Nacht, im Wagen gemütlich zu machen. Je weiter die Sonnte hinter dem Horizont verschwand desto kälter wurde es. Eine eisige Nacht stand ihm bevor. Eine Gruppe Flüchtlinge die sich diesen Rastplatz ebenfalls ausgesucht hatte, erkannte die Not des jungen Mannes. Sie borgten ihm eine Decke für diese Nacht.

Obwohl es nicht dieselbe Decke war, die Wärme die ich in die Welt aussandte kam zu meiner Familie zurück.