von Martina Huemer
Jene Volksstämme, die um 800 v. Chr. Teile Europas besiedelten, wurden von Herodot als die keltoi, die Erhabenen, bezeichnet. Zahlreiche Funde aus dieser Zeit bezeugen die hochentwickelten sozialen Strukturen und die Kultur dieses Volkes.
Zahlreiche Gräber aus der Hallstatt-Zeit werden in der Nähe des Gerlhamer Moores vermutet. 2005 bat der Waldbesitzer Eicher den Denkmalschutz, zwei Hügel in seinem Wald zu untersuchen. Er hatte die Intuition, dass es sich dabei um Hügelgrüber handeln könnten. Und er sollte Recht behalten.
Die Archäologen fanden bei drei Grabungen im Baumer Holz tatsächlich zahlreiche Funde, die auf die Zeit 450 v. Chr. datiert werden konnten. Es sind die einzigen Hügelgräber, die bisher in Oberösterreich untersucht wurden. Durch die Keramikfunde konnten die Gräber eindeutig der La-Tène-Zeit, also der jüngeren Eisenzeit, zugeordnet werden. Neben vielen keramischen Fragmenten wurde ein gut erhaltenes verziertes Kegelhalsgefäß und eine schön verzierte Omphalosschale gefunden. Zwei kleine Bronzefibeln in Spiralform und eine eiserne Speerspitze wurden neben den Knochenfunden ebenfalls entdeckt.
Diese Funde sind nur ein Kilometer vom Gerlhamer Moor entfernt. Hans Eicher zeigte mir weitere Hügel im Moorwald, wo er ebenfalls Gräber vermutet. Die moderne Archäologie lässt diese Gräber aber weiterhin ruhen. Bereits in den vergangenen 10 Jahren hat sich die Technik so sehr verändert, dass mit Boden-Radargeräten und verschiedenen Prospektionsmöglichkeiten die Böden untersucht werden können, ohne zu zerstören. Eine Grabung ist immer auch mit Zerstörung verbunden.
Modernste Computer können diese Unmengen an Daten dann verarbeiten und letztendlich werden die virtuellen Modelle von Häusern und Städten durch 3-D-Drucker für die Interessierten sichtbar gemacht. Forscher vom Ludwig-Boltzmann-Institut in Wien untersuchten die Gegend rund um Stonehenge und konnten erstmals nachweisen, dass der Tempelort ein viel größerer ist, als bisher angenommen. 40 km2 beträgt die Gegend rund um die Steine und sie war nicht besiedelt.
Nur 50 km vom Gerlhamer Moor entfernt befindet sich Hallstatt. Mindestens seit der Eisenzeit hatten die Siedler am Attersee enge geschäftliche Verbindungen zu den Hallstättern. Holz und Schweine wurden auf den Salzberg gebracht, im Gegenzug bekamen die Siedler Salz und luftgetrockneten Speck.
Ich stehe am Rand einer kleinen Erhebung auf einem Hügel, mit Blick auf das Moor. Er ist ein markantes Zeichen in der Gegend. Ich spüre die Kraft dieses Platzes und erahne, dass unseren Vorfahren dieser Platz heilig war. Wahrscheinlich stehe ich vor einem Hügelgrab.
Ich gedenke den Alt-Vorderen und bedanke mich für ihr Leben und ihre Weisheit, die sie uns hinterlassen haben.
© Martina Huemer 2023-01-28